Jede/r Radfahrer/in kennt das: Die Hosen werden im oberen Schenkelbereich durchgewetzt. Beim einen Material geht es schneller, das andere Material hält länger durch. Leinenhosen überstehen keinen Sommer, meist nicht mal zwei Monate, und sie sind durch. Baumwollhosen aus Popeline oder Canvas halten länger. Jeans, es sei denn es ist Leinendenim, halten eigentlich recht lange. Zumindest bei meinen selbstgenähten Jeans. Die gekauften (meist Levis) hatten auch immer recht schnell ein Loch. Allerdings auf und direkt neben der Kappnaht, der Stoff selbst war im Schenkel- und Gesäßbereich eigentlich auch recht stabil. Offensichtlich stehen die Nähte meiner selbstgenähten Jeans nicht gar so vor, in dem Bereich ist nichts abgewetzt.
Meine etwa 2020 genähte und sehr viel getragene Ginger Jeans aus blauem Denim zeigte heuer im Frühjahr erste Anzeichen der Auflösung. Der Stoff war im Bereich der Oberschenkel und dem Gesäß dort wo man beim Radeln immer mit dem Sattel wetzt bereits recht dünn. An einer Stelle war er auch bereits etwas aufgeraut. Bevor die Stellen komplett durchwetzen konnten wollte ich eingreifen und verstärken. Und zwar wollte ich mich in Sashiko versuchen. Nichts aufwändiges, nur ein einfaches Kreuzmuster. So als Erstversuch. Man könnte dann ja immer wieder drüber sticken, wenn das erste nichts wird, dachte ich so. Also habe ich nicht allzu lange vorgeplant und einfach mal losgelegt.






Den ganzen Sommer über habe ich immer mal wieder ein paar Reihen gestichelt. Es hatte keine unbedingte Eile, so dass ich eher immer mal wieder lustvoll draußen im Freine auf der Terrasse gestickt habe.



Vielleicht wage ich mich ja an ein anderes Muster. Denn das Schöne an Sashiko ist ja, dass man auch Muster kombinieren kann. Die gleichmäßigen, auf einem geometrischen Raster basierenden Hitomezashi Sashiko Muster wie das hier verwendete Kreuzmuster können noch mit Durchzugsfäden durchwebt werden, das nennt man dann Kuguri Sashiko. Sollte die abgewetzte Stelle also weitere Reparatur benötigen, kann ich sie entweder mittels Kuguri Sashiko verstärken, oder nochmal Muster darüber sticken. Oder in der ebenfalls japanischen Boro-Technik Stoffstücke auflegen und festnähen bzw. besticken. Dann wäre allerdings das darunterliegende abgedeckt. Der Möglichkeiten gibt es also viele. Und da ich die Jeans nun als tragbares Experimentierfeld betrachte, wird da auch sicher noch die eine oder andere Stickerei hinzu kommen.

Etwas reparieren heißt es beim BINGO! von antetanni, das Etwas ist in diesem Fall meine Jeans.
Bonusbild aus Japan:


Vermutlich werden uns auf unserer Japanreise noch weitere Beispiele von Sashiko über den Weg laufen. Und noch viel mehr Textiles Wissen als wir bisher schon inhaliert haben. Wer uns abseits vom Textilen auf der Reise begleiten möchte, am Reiseblog gibt es nach und nach einiges mehr zu lesen.
