Maschenware: Go Go Dynamo

Letzten Sonntag ist er als Geburtstgasgeschenk aus meinen Händen in die Hände einer Freundin gewandert. Somit ist es nun allerhöchste Zeit, ihn endlich hier vorzustellen. Denn fertig ist der Go Go Dynamo Shawl tatsächlich schon länger. Immerhin war er das Ergebnis des letztjährigen Mystery Knitalong bei Westknits. Zu dessen Teilnahme mich eine ebenso regelmäßige Teilnehmerin des Maschentreffs überredet hatte. Und ich habe mich wider besseren Wissens überreden lassen. Denn innerhalb von 4 Wochen ein ganzes Tuch zu stricken, neben den Terminen bei Arbeit und Privat, das schien mir von Anfang an reichlich ambitioniert.

Es war dann aber doch ganz lustig, gemeinsam auf die wöchentliche Veröffentlichung des nächsten Teils der Anleitung zu warten und zu sinnieren wie es denn weitergeht und wie der Shawl am Ende wohl aussehen wird. Denn anfangs war nicht mehr bekannt als dass man je zwei Stränge Garn in Fingering in zwei kontrastierenden Farben benötigt. Und vielleicht ein Mohair Dare in einer weiteren Farbe. Letzteres ein Kann, kein Muss. Es gab ein Einführungsvideo und natürlich auch eine MKAL 2024 Gruppe auf Ravelry. Ravelry nutze ich ja schon seit Jahren, aber in den Gruppen bin ich eher nicht unterwegs. Es wurde mir dann auch schnell zu viel und unübersichtlich. Ich habe mich lieber auf das Stricken konzentriert, und darauf, einigermaßen zeitgerecht meine Abschnitte fertig zu bekommen. Was anfangs ganz gut geklappt hat, gegen Ende hin dann nicht mehr ganz so.

Die erste Herausforderung war schon mal die Auswahl des Garnes. Denn ich hatte entschieden, keine neue Wolle dafür zu kaufen, sondern komplett aus dem Stash zu bestreiten. Nur dass mein Stash zwar umfangreich ist, aber gerade beim Fingering selten einen zweiten Strang vorweisen kann. Und wenn doch, haben sie nicht zusammengepasst. Die rechte Kombination war anfänglich mein Favorit. Bis ich ein Probestück gestrickt und festgestellt habe dass es kaum Kontrast ergibt. Also habe ich mich nochmal auf die Suche gemacht. Und bin letztlich bei der weiß-blauen Kombination gelandet. Mit der kleinen Unsicherheit, ob der eine Strang und die angesammelten Reststücke von Natural ausreichen werden. Ich hatte die Hoffnung, recht viel davon durch das hellrote Mohair-Seide-Lacegarn ersetzen zu können.

Die Auswahl: Malabrigo Mechita in der Farbe Poipu als Main Colour (MC) und Natural als Contrast Colour (CC). Dazu Ito Sensai in Chili. Ein naturfarbener Rest war kein Mechita, sondern Manos del Uruguay Fino und sollte erst ganz zum Schluß zum Einsatz kommen.

Die erste Hürde war genommen, nun konnte es losgehen!

So fing es an. Drei Stück dieser Halbkreise waren zu stricken.
Die dann wiederum durch gestreifte Felder miteinander verbunden wurden. Hier sieht man bereits den nächsten Schritt, die Bubbles.
Beim Brioche habe ich den Vorschlag aufgegriffen, ein Mohair Dare einzusetzen. Statt dem wollweißen Kontrastgarn also das hellrote Lacegarn. Den Vorschlag das Lacegarn doppelt zu nehmen habe ich allerdings nicht angenommen, sondern das Lacegarn nur einfach verstrickt.
Der nächste Schritt wird dann etwas langwierig. Denn diese Dreiecke werden mit unzähligen verkürzten Reihen gestrickt. Eine Übung im Durchhalten.
Sieht doch schon ganz gut aus. Nur wie geht es jetzt weiter? Nachdem die Dreiecke bereits einen I-Cord als Abschluss haben und deshalb wohl bereits der Rand sind?
So ging es weiter. Aus den Anfangskanten bei den Halbkreisen wurden Maschen aufgenommen und unterschiedliche Muster mit Hebemaschen und Abnahmen bis zur Mitte gestrickt.
Und dann war der Shawl erstmal fertig. Es gab noch die Option, unten an die Dreiecke nochmal eine Wavy Border anzustricken. Aber da ich zeitlich bereits weit im Hintertreffen war und erstmal genug hatte vom Shawl gedachte ich es dabei zu belassen.
Nur um dann wenige Monate später doch nochmal Maschen aus dem unteren I-Cord aufzunehmen und eine Wavy Border anzustricken. Immer mit Wolle abwiegen dazwischen, damit sie nicht zwischendrin ausgeht. Die Anzahl der Streifen war dann auch direkt abhängig von der noch vorhandenen Wolle.
Und ich bin wirklich froh den Shawl nochmal bearbeitet zu haben. Denn erst jetzt mit der zusätzlichen Kante ist wie ich finde der Shawl wirklich fertig.

Der diesjährige MKAL startet demnächst. Nur diesmal habe ich mich nicht überreden lassen. Diesmal werde ich das Ganze lächelnd während des Maschentreffs beobachten. Ich habe aber auch eine gute Ausrede. Denn nach Japan werde ich nur ein ganz leichtes Strickzeug mitnehmen (ganz ohne Strickzeug verreisen geht natürlich nicht). Und davor und danach ist genug anderes zu tun. Außerdem habe ich die Erfahrung des MKAL ja nun gemacht, unbedingt nochmal teilnehmen muss ich nicht, auch wenn es Spaß gemacht hat. Und mir das Ergebnis auch sehr gut gefällt.

Aufwändig genug war es außerdem, so dass der Shawl meines Erachtens unbedingt einen Joker beim BINGO! verdient hat.

16 Kommentare

  1. 🤩
    wow
    Was für ein absolut wunderschöner, wunderbarer Schal! Ich bin total begeistert von der Farbeinsetzung und den Mustern und wie die entstanden sind. Man muss genau hinsehen, zB bei den Dreiecken. Das Rot, welches sich ja dann doch noch einmal wiederholt und das Tüpfelchen auf dem i ist!
    Ich kann mir gut vorstellen, dass Deine beschenkte Freundin sich sehr über den außergewöhnlichen Schal gefreut hat. Es kann sich stylish eingekuschelt werden
    Liebe Grüße
    nina

    • Obwohl es nicht meine Farben sind, mag ich die Zusammenstellung und auch die Muster sehr. Wenn ich ihn nochmal stricken wollen würde, würde ich die Reihenfolge für mich etwas optimieren. Und die rote Welle unten hat es unbedingt noch gebraucht, deshalb habe ich ihn dann auch nochmal in die Hand genommen. Für den runden Geburtstag war es dann ein würdiges Geschenk 😊
      Liebe Grüße, heike

  2. Wohoo! Was für eine Arbeit und was für ein prächtiges Ergebnis. Da hat sich alle Mühe gelohnt, sehr sehr schön.
    Liebe Grüße
    Anita

    • Da man ja anfangs nicht wusste, wie das Ergebnis aussehen würde, hatte ich schon Sorge dass das Ergebnis mir nicht gefallen könnte. Aber alles gut, mir gefällt er. Und vor sich als Geschenk an 😊
      Liebe Grüße, heike

  3. Einfach nur gigantisch! Ich trage keine Tücher, aber dieses ist einfach sensationell, das würde ich glatt auch machen. Und wie schön aus Bestandswolle. LG Anja

    • Im Winter zum Hals einwickeln im Freien liebe ich Stricktücher. Vor allem beim Radeln, umso größer desto besser 😉
      Am liebsten mag ich ja dieses griechisch anmutende Muster in der Mitte. Das sich erstaunlich unkompliziert stricken ließ, viel einfacher als es aussieht. Und es macht was her.
      Nicht nur mein Stoffvorrat, auch mein Wollvorrat ist gut gefüllt, es war gut mir diese Einschränkung aufzuerlegen 😉
      Liebe Grüße, heike

  4. Wow, was für ein Aufwand! Ich bewundere ja immer deinen Strick-Output. Und obwohl ich nicht so der Stephen-West-Fan bin (und auch obwohl ich den Schal nicht für mich selber haben wollen würde), gefällt mir diesen Schal mit seinen grafischen Mustern und Kontrasten sehr gut. Was nimmst du denn zur Japan-Reise konkret mit als Projekt? Liebe Grüße, Gabi

    • Meine Stephen-West-Zeit war kurz und ist auch ziemlich vorbei. Wobei, ein paar Ideen habe ich noch, und auch bereits die Wolle dazu. Und zwei Ufos, die auf Fertigstellung warten. Aber die Schals aus dem ersten Westknits-Buch sind als Langzeitprojekt angelegt, da stricke ich dran wenn ich Lust drauf habe.
      Das Projekt für Japan wird ein schlichter Schal aus Mohair-Seide-Lacegarn. Unkompliziert und leicht auch vom Gewicht her. Sowas ist mir sonst meist zu fad zu stricken, dafür passt es perfekt 😊
      Liebe Grüße, heike

  5. Für mich bitte den Text aus „Strickisch“ auf Deutsch übersetzen:-) aber das Ergebnis sieht toll aus. LG Tily

    • Fingering ist die Garnstärke, etwa 400m Lauflänge bei 100g. Lace ist noch ergiebiger, ergo dünner. Und I-Cord ist ein runder Abschluss, der seitlich mitgearbeitet werden kann, und auch zum Abketten verwendet werden kann. Stephen West verwendet ihn gerne, aber auch andere Strickdesigner*innen.
      Oberlehrermodus off 😉 und Sorry. Freut mich dass du dich durchgekämpft hast und dir das Ergebnis gefällt 😊
      Liebe Grüße, heike

    • Geduld und Ausdauer, ja, die waren zwischendurch gefragt. Aber im Rahmen des Knitalong kommt natürlich der Ehrgeiz, und gemeinsam geht einfach vieles besser 😊
      Liebe Grüße, heike

  6. Das Tuch ist irre, wieviel Arbeit steckt da drin. Irre ist aber auch, daß du für so ein großes Tuch Wolle in deinem Stash hast. Die untere Kante vervollständigt das Dasign, gut, daß du dich nochmal aufgerafft hast. Ich hoffe deine Freundin weiß dieses Geburtstagsgeschenk zu würdigen.
    Ich habe mal an einem KAL vom Memademittwoch teilgenommen und gemerkt, so schnell stricke ich nicht, bzw. ich stricke immer mal ein bißchen. Fertig werden die Sachen schon, aber sie brauchen länger.
    LG Gabi

    • Ich stricke ja immer mehrere Sachen parallel, da dauert manches ziemlich lang. Insofern war der MKAL natürlich eine Herausforderung, und ich habe es auch nicht ganz in den 4 Wochen geschafft. Und mein Frühlingsjäckchen vom heurigen FJKA ist ja auch erst Ende August fertig geworden. Du bist also nicht alleine. Manchmal brauche ich aber auch die Herausforderung. Und den Druck zum fertigstellen 😉
      Liebe Grüße, heike

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