Denke ich an den Winter (BINGO!), denke ich an Gestricktes aus dicker Wolle zum Einkuscheln. Und an meinen Carbeth Cardigan, der bereits Ende April fertig geworden ist. Gerade dann also, als es so langsam zu warm für dicke Strickjacken wurde. Und auch die kurze Sommerpause hat nicht ausgereicht, winterwarme Strickjacken hervorzukramen. Bei den gerade wieder herrschenden über 30 Grad braucht man Strickjacken erst recht nicht. Aber man kann sich zumindest mit Gedanken an den nächsten Winter abkühlen. Und deshalb stelle ich im heißen Hochsommer winterdicke Maschenware vor.

Die Fotos für diesen Beitrag sind bereits im Mai entstanden, so lange wartet der Carbeth Cardigan bereits auf seinen großen Auftritt. Das Projekt begonnen habe ich Mitte März. Und wäre mir nicht mittendrin die Wolle ausgegangen, wäre der Cardigan auch bereits vor Ostern fertig gewesen. Denn mit doppeltem Faden und Nadelstärke 6 ging es recht flott voran. Der Carbeth Cardigan wird von unten nach oben gestrickt. Erst der Körper, dann die Ärmel, bis sie zusammengefügt werden und mit Abnahmen zum Kragen hin diese charakteristischen Winkel entstehen. Unter der Achsel bleiben bei dieser Methode Schlitze, die erst zum Schluß mit Kitchener Stitch oder ähnlichem geschlossen werden. Zuletzt werden der Kragen und die Knopfleisten gestrickt.

Und genau beim Kragen und den Knopfleisten habe ich die Reihenfolge der Anleitung geändert. Laut Anleitung legt man die Maschen für den Kragen auf einer Nadel oder Restgarn still und trennt den Faden. Dann nimmt man aus der Kante die Maschen für die rechte Knopfleiste auf, strickt ein paar Reihen, legt die Maschen auf Nadel oder Restgarn still und trennt den Faden. Das gleiche mit der linken Knopfleiste. Faden wieder am Kragen ansetzen und unter Aufnahme von jeweils ein paar Maschen aus den Oberkanten der Knopfleisten den Kragen stricken, umklappen und mit 3 Nadeln abketten und dabei gleichzeitig zusammenstricken. Faden trennen und an der linken Kante des Kragens wieder ansetzen, ein paar Maschen aufnehmen und die zusammengeklappte Kante zusammenstricken. Faden trennen, wieder oben an der Knopfleiste ansetzen und einen I-Cord-Rand stricken. An der rechten Kante des Kragens das Gleiche, nur nach dem Faden trennen den Faden unten ansetzen und in regelmäßigen Abständen mit dem I-Cord gleichzeitig Knopflöcher machen. Also ich weiß nicht wie es euch dabei geht, aber mir war das entschieden zu oft Faden trennen und wieder neu ansetzen. Also habe ich mir überlegt, ob man da nicht optimieren kann. Und bin folgendermaßen vorgegangen:

Direkt nach der Fertigstellung des Körpers habe ich ohne den Faden zu trennen den Kragen weiter gestrickt. Da der Kragen eigentlich die noch nicht vorhandenen Knopfleisten ebenfalls abdecken soll, habe ich die gleiche Anzahl Maschen, die man eigentlich aus den Knopfleisten aufnehmen sollte, zu beiden Seiten angeschlagen und den Kragen in der erforderlichen Breite gestrickt. Zusammenklappen und beim 3-Nadel-abketten gleichzeitig zusammenstricken. Faden trennen und zuerst die eine Knopfleiste inklusive I-Cord, dann die andere inklusive I-Cord gestrickt. Dabei bei der Kragenunterkante Maschen aufgenommen und in der jeweiligen Reihe mit der letzten Masche zusammengestrickt und so Knopfleiste und Kragenunterkante verbunden. Da der Kragen bereits vorhanden war, konnte auch der I-Cord inklusive Kragenseite zusammenstricken in einem Rutsch erledigt werden. Und ich hatte sehr viel weniger Fadenansätze und sehr viel weniger Fäden zu vernähen 🙂

Das Garn, das ich verwendet habe, ist Tweedy von Hedgehog Fibers. Das ist ein Garn, das zu einem Teil aus recyceltem Garn besteht. Die recycelten Fäden sind als viele bunte Farbtupfer mit versponnen, deshalb auch der Name Tweedy. Bereits im ersten Lockdown 2020 habe ich aus akuter Wollverknappungsangst beim lokalen Wollgeschäft meines Vertrauens 7 Stränge bestellt. Die Wolle ging nicht aus, mein Stash war und ist groß genug, so dass diese 7 Stränge lange auf ihre Verarbeitung warten mussten. Und auch auf die Inspiration, was aus ihnen werden soll. Bis zum Carbeth Cardigan. Der wird auch im Original aus doppelt gehaltenem Garn gestrickt und wird dadurch extra dick und warm. Und natürlich geschah was ich befürchtete, die 7 Stränge reichten nicht ganz. Nach 5 Jahren besteht natürlich keine Chance mehr, noch einen Strang der gleichen Färbepartie aufzutreiben. Glück im Unglück war, dass die Wolle erst an der Innenseite des Kragens ausging. Die Innenseite, die man eh kaum sieht. Und dass die Knopfleisten aus einer anderen Partie bestehen, fällt auch nicht auf. Also alles gut.
Die Knöpfe sind dunkle Perlmuttknöpfe, die ich vor etwa 4 Jahren am Schneidereimarkt gekauft hatte und nun endlich ein paar davon einsetzen konnte.



Und nochmal von näher:



Noch der Link zum Carbeth Cardigan auf Ravelry
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