Bunt und Retro gehen baden

Ich habe endlich mal wieder eine Tasche genäht. Eine richtig große Tasche. Kleine Täschchen nähe ich schon hin und wieder. Aber eine ordentlich große Tasche, so mit Verstärkung und so, habe ich jetzt schon länger nicht mehr genäht. Und das bei mir, die ich so um 2014/15/16 rum hauptsächlich Taschen genäht habe. Dann immer weniger. Letztes Jahr war es genau eine. Zufälligerweise das gleiche Modell. Eine Markttasche von Farbenmix, von der zweiten Taschenspieler-Kollektion.

Zugegeben, die Markttasche ist jetzt nicht allzu aufwändig. Aber mit all dem Vlies aufbügeln (keine meiner bevorzugten Tätigkeiten, da drücke ich mich immer lange davor), der Aufsatztasche mit Reissverschluss, den aufzusteppenden Gurtbändern sitzt man trotzdem eine Weile. Zugeschnitten hatte ich die Tasche ja bereits letztes Jahr. Dann lag sie, weil ich mich erst mal auf die Jagd nach passenden Gurtbändern gemacht habe. Der Blümchenstoff für die Aufsatztasche fand sich beim Stoffe umstapeln im Fundus. Ebenso wie der rostrote Innenstoff. Zufälligerweise hatten die Stoffe genau die Farben, die beim Außenstoff in den Details vorkamen. Nur rostrote Gurtbänder ließen sich nicht auftreiben. Inzwischen bin ich ganz froh, nehmen doch die blauen Gurtbänder die Streifen des Außenstoffes wieder auf.

Und dieser Außenstoff ist einmalig. In seinem früheren Leben, das dem Design nach schätze ich so in den späten 1960ern oder frühen 1970ern begann, kam er in Form eines sommerlichen Trägerkleides daher. In dieser Form und in einigermaßen passablem Zustand ist er dann nach einem bewegten Leben vor etwa 2 Jahren bei mir gelandet. Nicht um es anzuziehen, sondern zum wiederverwerten. Man kennt mich schon. Fotos vom Originalzustand kann ich übrigens keine bieten, ich habe schlicht darauf vergessen welche zu machen. Auch vom Nähprozess gibt es keine Fotos. Nur vom Endzustand. Von der Tasche und den Resten.

Mehr als der obere Rücken und ein halbes oberes Vorderteil blieb nicht übrig. Selbst die Träger habe ich abgeschnitten und als Henkel wiederverwendet.

Der hintere Rockteil reichte genau für ein Seitenteil der Tasche. Das zweite Seitenteil musste ich wegen der durchgehenden Knopfleiste vorne stückeln, die Naht wird durch die Aufsatztasche verdeckt. Da der Stoff innerhalb der aufgetrennten Abnäher weniger ausgeblichen war, waren die großen Schnittteile nur aus den Rockteilen möglich. Eine Vorderseite reichte dann auch noch für den Taschenboden.

Bei einem der letzten Nähtreffs habe ich dann immerhin einen dieser Gitterkreise auf der Aufsatztasche appliziert. Dann lag sie wieder. Bis gestern. Wir hatten einen netten Nachmittag mit nähen und stricken und häkeln und tratschen, und ich bin endlich dabei geblieben und habe die Tasche genäht. Auch als alle weg waren, bis die Tasche fertig war. Heute früh bei Tageslicht vor dem in die Arbeit radeln noch schnell ein paar Fotos gemacht, und hier ist sie nun.

Von vorne. Mir gefällt, wie die Blümchen des Stoffs der Aufsatztasche die Größe und Form der Blümchen am Hauptstoff aufnehmen. Und das rosa Zentrum auch aufgegriffen wird.
Von hinten. Rostrote Gurtbänder hätten tatsächlich eher gestört. Gut, dass ich nur blaue vor Ort bekommen habe.
Von innen. Was hier knallig rot wirkt, ist in Wirklichkeit ein sattes Rotbraun.

Der Schnitt der Tasche heißt zwar Markttasche, ich habe die Tasche jedoch in Hinblick auf eine neue Badetasche genäht. Für Mich. Sofern sie mir nicht jemand mit unschlagbaren Argumenten abschwatzt. Bis dahin freue ich mich über meine neue Badetasche. Und mit Upcycling, um- oder aufarbeiten über mein erstes Hakerl beim BINGO! von antetanni. Ein Anfang ist gemacht 🙂

Das ist drin:

  • Schnitt/Anleitung: Markttasche aus Taschenspieler II von farbenmix
  • Material: ausrangiertes Trägerkleid, Baumwollstoffe aus dem Fundus; aufbügelbares Vlies (H630), RV, Gurtband vom Hirt, Graz
  • Kosten: ca. 20€
  • Werkzeug: Nähmaschine, Bügeleisen
  • Arbeitszeit: ca. 7 Stunden

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11 Kommentare

  1. Also Heike, wie war das mit dem Abschwatzen? Die Tasche ist großartig geworden! Besonders schön finde ich, dass die Schürze so ein zweites Leben erhält und mehr als angemessen gewürdigt wird! Upcycling vom Feinsten!

    • Danke liebe Mirjam 😊 Diese alten Kleiderschürzen bieten meist ausreichend Stoff, und die Muster sind auch meist sehr interessant. Meine Mutter hat mir auch ein paar in die Hand gedrückt, da habe ich ihr Einkaufsbeutel zum Verschenken draus genäht. Die könnte ich auch mal zeigen. LG heike

  2. Wahnsinn was mat mit Stoffresten so machen kann . Nur Lust und ein wenig Fingerübung reicht vollkommen. Und am ende entsteht etwas , was man selbst gestallten hat.
    Toll gemacht !
    Liebe Grüße czoczo

    • Ein bisschen Zeit braucht man auch. Aber mit was verbringt man lieber seine Freizeit als mit kreativem Tun aller Art. Und es ist immer sehr befriedigend, wenn man nachher was Schönes in Händen hat. Danke lieber czoczo, LG heike

  3. Der Stoff ist super und jaaa, ich verstehe dich gut, bei mir scheitern Projekte oft daran, dass ich mich nicht aufraffen kann, das Vlies aufzubügeln. So eine lästige Arbeit, aber eben so wichtig.
    Die Tasche ist die Wucht, sie ruft nach Frühling, Sommer, guter Laune. ♥
    Liebe Grüße
    Anita

    • Bin ich froh, dass ich nicht die einzige bin, die das Vlies aufbügeln so gar nicht mag. Und ich musste auch sofort an Sommer denken bei dem Stoff, deshalb wurde auch eine Badetasche daraus.
      LG heike

  4. Deine Tasche ist sehr schön geworden, das Schnittmuster gefällt mir auch sehr gut. Die Markttasche wollte ich schon lange auch mal nähen, bislang aber leider noch nicht in Angriff genommen. Und wenn ich an den Sommer denke, könnte ich auch eine schöne Badetasche gebrauchen.
    Liebe Grüße,
    Claudia

    • Danke liebe Claudia. Die Markttasche hat eine gute Größe für eine sommerliche Badetasche. Weshalb ich bereits einige Badetaschen nach dem Schnittmuster genäht habe. Trau dich drüber, es geht eigentlich eh recht schnell.
      LG heike

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