Klein aber oho

Die Stoffspielereien hatten im März Sashiko zum Thema, woran ich mich mit eher durchmischtem Erfolg beteiligt habe. Mangels Zeit wurden es vermeintlich einfache Muster, Linien in Vorstich, nicht allzu viele Stiche. Ich habe schnell gelernt, dass die Muster nur vermeintlich einfach sind, verlangt Sashiko doch eine gewisse Präzision an gleichmäßigen Stichen. Da braucht es noch viel Übung.

Also habe ich geübt. Allerdings ganz andere Muster. Eigentlich wollte ich mich nämlich von Anfang an an den auf einem gleichmäßigen engen Raster basierenden Mustern versuchen, Hitomezashi Sashiko genannt. Kleine Kreuzchen, Pluszeichen und dergleichen mehr. Für die Stoffspielereien ging sich das leider nicht aus. Aber ich hatte Feuer gefangen. Und habe noch am Abend der Stoffspielereien einen 12x12cm großen Musterfleck mit einfachen Pluszeichen angefangen. Ute von 123-Nadelei habe ich den Trick zu verdanken, einen Karostoff als Raster zu verwenden. Ich habe also von einem abgelegten Hemd meines Schwiegervaters ein gleich großes Stück Stoff aus dem Ärmel geschnitten wie mein zu bestickendes Stück Leinen, ein Rest meiner Bluse aus in Tokio gekauftem safrangelbem Leinen. Und beide Stoffe zusammen mit Zickzachstick rundum versäubert und damit gleichzeitig am Rand zusammengenäht. Und einfach mal angefangen mit einfachem Vorstich zu sticheln.

Fertig sah es dann so aus. Links ein gleich großes Stück von einer ausrangierten Jeans für die Rückseite. Um 45 Grad verdreht zusammengenäht (Wendeöffnung nicht vergessen!) sollte daraus ein Nadelkissen werden. Zusammengesteckt sieht dieser Zwischenschritt aus wie am Foto unterhalb.

Eine lange Bahnfahrt am Palmsonntag von Vorarlberg wieder zurück durch ganz Österreich bescherte mir dann genug Zeit, mich auch noch in Kuguri Sashiko zu versuchen. Dabei werden die Hitomezashi Muster noch mit Durchzugsfäden durchwebt. Zuerst gesehen hatte ich gerade dieses Muster bei Kaze. Mir gefiel die dabei entstehende Struktur, die nicht nur mich ein bisschen an das Geflecht von Thonet-Stühlen erinnert. Ich hatte wieder ein Stückchen Leinen, diesmal 10x10cm in Schwarz, mit einem Stück Karostoff präpariert.

Von den ersten Stichen in versetzten Reihen über Kreuzchen bis zum fertigen Muster.

Daheim habe ich dann das Werkstück wie schon den Fleck davor mit einem quadratischen Stück Leinen gleicher Größe um 45 Grad verdreht zu einem dreidimensionalen Nadelkissen zusammengenäht. Und gleich mit Haaren ausgestopft und die Füllöffnung mit Handstichen verschlossen.

Und da ist es nun, mein neues Nadelkissen, und gesellt sich ganz wunderbar zu dem von Gabi/made with Blümchen geschenkten, mit einem Kaktus bestickten Nadelkissen. Jahrelang hatte ich kein Nadelkissen, wollte mir aber immer eines machen, bis Gabi das Elend nicht mehr mitansehen konnte und mir eines schenkte. Das seither immer neben der Nähmaschine liegt. Da Frau aber nicht nur eine Nähmaschine ihr eigen nennt, ist es gut, dass jetzt ein zweites Nadelkissen eingezogen ist. Allzu groß ist es nicht, eher etwas Kleines, aber Feines, das mir somit auch ein weiteres Kreuzchen beim BINGO! von antetanni beschert.

10 Kommentare

  1. bewundernswert mit welcher energie du dich diesen feinen stichen gewidmet hast. es hat sich auf jeden fall gelohnt, das nadelkisse ist so schön geworden, fast zu schade für ein paar nadeln!
    ich sticke ja selten, weil meine augen nicht mehr so gut sind und leicht ermüden. aber ich kann auch nur wilde sticheleien, aber die machen mir auch viel freude. den trick mit den karomustern werde ich mir aber auf jeden fall merken!
    liebe grüße
    mano

    • Sticken war bisher nicht so meins. Diese gleichmäßigen Muster haben es geschafft mich dafür zu interessieren. Die lange Zugfahrt kam da gerade richtig. Allzu oft werde ich das nicht machen, aber es wird denke ich nicht das letzte mal gewesen sein. Das Ergebnis gefällt mir nämlich sehr.
      LG heike

  2. Ui! Da hast Du aber fleißig an der Technik gearbeitet und sie bravourös gemeistert!
    Das feine Kleine ist großartig und wird Dir als Nadelkissen gut dienen.
    Liebe Grüße
    Nina

    • Der Karostoff hinten ist sehr hilfreich, auch beim Stichlänge gleichmäßig hinbekommen und so. Da war diese Technik dann fast einfacher als die vermeintlich einfachen Muster, die ich zuerst probiert habe. Und ich mag das Ergebnis sehr 😊 Danke und liebe Grüße heike

  3. Sehr schöne Arbeiten hast du zu Stande gebracht. Ich habe Sashiko kürzlich entdeckt und verfolge das Thema weiter. 🙂 Liebe Grüsse von Regula

  4. Liebe Heike, da hast Du aber ein ganz wunderbares Kissen genäht! Ich bin total begeistert. Und Du hast mir etwas völlig Neues gezeigt, von Sashiko habe ich noch nie was gehört, Deinen ersten Beitrag dazu im März hatte ich verpasst, habe aber inzwischen sehr interessiert nachgelesen. Das werde ich gelegentlich auch mal probieren, sieht aus als sei das etwas Entspannend-Entschleunigendes.
    Liebe Grüße Tanja

    • Liebe Tanja, es freut mich, dass dir mein Nadelkissen auch so gut gefällt wie mir selbst. Sashiko war für mich auch neu, immerhin kannte ich den Begriff schon vorher. Und die ganzen unterschiedlichen Spielarten habe ich erst jetzt so nach und nach mitbekommen. Der Beitrag von Ute 123-Nadelei (oben verlinkt) war da ein wahrer Fundus an Informationen und sehr hilfreich. Entschleunigend ist es, da sehr gleichmäßig und durch die Kleinteiligkeit schon recht langwierig. Deshalb am besten erst mal klein anfangen 😉 Viel Spaß beim ausprobieren und liebe Grüße, heike

  5. Ich habe jetzt mal bei dir gekramt und nun erst gesehen, dass du für Sashiko exakt die gleiche Idee hattest. Das gleiche Muster und die gleiche Forma – echt verrückt.
    Viele Grüße, karen

    • Nein, die Ehre gehört ganz dir. Ich hatte eine ähnliche Idee, habe dann dein Nadelkissen gesehen und wollte das auch ausprobieren. Da kam die lange Zugfahrt gerade recht. Ich habe das aber hoffentlich auch richtig so geschrieben, mit Verweis auf deinen Beitrag. Du warst ganz klar Inspiration! Und ich mag das Nadelkissen sehr, also danke für die wunderbare Vorlage! 😊
      Liebe Grüße heike

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