Stoffspielereien oder eher Sticheleien mit Sashiko

Ganz habe ich nicht daran geglaubt, dass das was wird mit meiner zweiten Teilnahme bei den Stoffspielereien, ist das mit dem Sticken doch so gar nicht meins. Mal davon abgesehen, dass momentan selten Zeit zum kreativen Werkeln abfällt. Aber andererseits wollte ich das mit dem Sashiko schon gerne mal ausprobieren. Und als dann Gabi von made with Blümchen mir Anfang März leihweise ein Buch über Sashiko zum Nähtreff mitbrachte und ankündigte, Sashiko-Nadeln und Garn zu bestellen dachte ich, warum eigentlich nicht. Also Nadeln und Garn in weiß und orange mitbestellt und schon mal ein bisschen Muster geschmökert. Und dann wurde es doch wieder recht knapp. Das Wochenende vor den Stoffspielereien waren wir Freunde in Bamberg besuchen. Da hatte ich zwar die Materialien dabei, kam aber nicht dazu. Also habe ich mal wieder kurz vor knapp erst angefangen, nämlich am Samstag, dem Tag vor dem Zeigetag.

Das Buch, das Gabi mir geliehen hat, und die Muster daraus, die in die engere Auswahl kamen.

Meine ambitionierten Pläne waren da dann natürlich nicht mehr umsetzbar. Statt einer Kissenhülle mit Allover- oder auch nur teilweiser Stickerei, vorzugsweise mit Asanoha oder einer Variation von Pluszeichen, ging sich dann nur noch eine kleine Fingerübung aus. Den Ausschlag gab dann sowieso der vorhandene Stoff. Denn ich wollte schwarzes Leinen verwenden. Dunkelblau kommt in meinem Haushalt eigentlich nicht vor, insofern war das traditionelle Indigo keine Option. Also schwarz. Leinen in schwarz war vorhanden in Form von Resten diverser genähter Kleidungsstücke. Jedoch kein Stück groß genug für eine Kissenhülle. Verwendet habe ich dann die Reste einer für Ausbesserungsarbeiten an Leinenhosen zerschnittenen gekauften Leinenhose. Da war gerade noch ein Stück weites Hosenbein in genau der Qualität vorhanden, die mir vorschwebte.

Als ersten Versuch habe ich eine Spirale auf ein annähernd quadratisches Stück Leinen gestickt. Schön ist anders. Gleichmäßige Stiche, gerade Linien und gleiche Abstände darf ich noch üben. Trotz Vorzeichnung sieht das Ganze ziemlich verwoadakelt aus. In anderen Worten krumm und schief.

Das zweite Stoffstück war größer bzw. länger. Deshalb habe ich von Anfang an ein Täschchen daraus geplant und das Muster dementsprechend außermittig gesetzt. Die Vorzeichnung habe ich mit Schnittkopierpapier auf den Stoff übertragen. Heißt ich habe zunächst das Kopierpapier auf den Stoff gelegt und darauf dann die Musterzeichnung. Mit einem Bleistift habe ich alle Linien mit Druck nachgefahren. Die Linien waren zwar recht schwach und sind durch das ständige Bewegen des Stoffes noch dazu recht schnell wieder verblasst, aber für meine Zwecke hat es gereicht.

Stoffstück mit der mit Schnittkopierpapier übertragenen Vorzeichnung des Musters.

Die Spirale war einfach zu sticken, da das ganze Muster eine fortlaufende Linie war. Beim zweiten ausgesuchten Muster musste man sich die Abfolge schon ein bisschen überlegen. Schließlich sollte man Sashiko recht ökonomisch und mit möglichst fortlaufenden Linien sticken. Ganz ist es mir nicht gelungen. Ich habe zunächst die einzelnen Linien gestickt. Dann die langen Diagonalen als Rechteck. Als nächstes das Quadrat und schließlich das Rechteck der anderen Diagonale.

Zwischenstand mit den fertig gestickten Mustern. Da ist noch reichlich Luft nach oben, was die Gleichmäßigkeit und das Stickbild angeht.
Die Spirale habe ich zunächst nur quadratisch zugeschnitten. 20 x 20cm ist das Musterstück nun. Noch weiß ich nicht, zu was es verarbeitet werden wird.
Aus dem anderen Musterstück habe ich wie geplant ein Täschchen genäht. Richtig glücklich bin ich, dass mein Stofffundus genau das passende Muster für das Futter zu bieten hatte. Und alle meine Sashiko-Materialien haben nun ein passendes Täschchen zur Aufbewahrung 🙂

Fazit: Sashiko ist genau die Form von Stickerei, mit der ich warm werden könnte. Der einfache Vorstich ist simpel genug, den schaffe auch ich. Ich mag geometrische Muster, also auch hier ein Pluspunkt. Einfach und dezent und doch besonders, also genau meins. Ich denke, das wird nicht mein einziger Ausflug in den Bereich Sashiko gewesen sein.

Danke an 123-nadelei, auf deren Blog diesmal alle Beiträge zum Thema „Sashiko“ gesammelt werden und die es geschafft hat dass ich mich Sashiko endlich mal aktiv annähere.

Und da Sashiko eine neue Technik für mich ist, kann ich auch noch ein weiteres Häkchen beim BINGO! von antetanni setzen. Geplant war es nicht, dass jede Teilnahme bei den Stoffspielereien auch ein BINGO!-Beitrag wird, aber es drängt sich förmlich auf.

Die nächste Stoffspielerei widmet sich am 30.04.2023 bei Feuerwerk by KAZE dem Thema „Transparenz“.

Und noch ein Update zu den letzten Stoffspielereien mit dem Thema „Reste“. Die drei Täschchen sind nämlich inzwischen fertig genäht und haben teilweise bereits ein neues Zuhause. Dieses hier links wird hoffentlich bei mir bleiben.

Die Stoffspielereien:

Mach mit, trau dich! Die Stoffspielereien sind offen für alle Blogger:innen, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu auf deinem Blog.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Unter https://stoffspielereien.net findet sich die Übersichtsseite mit allen weiteren wichtigen Informationen.

Die weiteren Stoffspielerei-Termine 2023:

24 Kommentare

  1. für deine ersten versuche mit sashiko sind die sticheleien doch super geworden und das täschchen hat eine tolle wirkung. ich verwende die stiche manchmal in (stoff-)collagen, habe aber noch nie ausdauernd damit gearbeitet. vielleicht sollte ich das mal ändern.
    liebe grüße
    mano

    • Gleichmäßige Stiche muss ich noch üben, aber für den Erstversuch ist es ganz ok. Ich mag, dass man nicht viel drumherum wie z.B. Stickrahmen braucht sondern einfach drauflos sticheln kann. Das ist dann aber auch die Krux, habe ich bemerkt, denn zumindest ich finde es so auch schwierig eine gerade Linie zu halten. Mit ein bisschen mehr Übung sollte das aber werden.
      LG heike

  2. Mit diesem kleinen Buch habe auch ich Sashiko begonnen. Inzwischen ist die angebotene Literatur vielfältiger und komplexer.
    Deine eckige Spirale mag ich sehr gerade weil sie etwas wonky ist. Bei dem anderen Muster könnte man an den Kreuzungspunkten darauf achten, dass Fadenkreuzungen hinten liegen. Das harmonisiert gleichzeitig den gleichmäßigen Eindruck. Dein Buch nimmt es mit diesem Detail nicht sehr genau.
    Für die Zippertasche passt das Muster perfekt. Ich freue mich, dass Deine ersten Versuche Laune auf mehr gemacht haben.
    Vielleicht gibt es ja nächsten Monat ein Täschchen mit Transparenz.
    LG Ute

    • Das mit den Kreuzungspunkten hinten wusste ich, war aber wohl zu unaufmerksam, so dass es mir bei einigen nicht gelungen ist. Und ein gleichmäßiger Abstand sowieso nicht. Ich habe daraus gelernt dass man gerade bei einfach scheinenden Projekten sehr genau und aufmerksam arbeiten sollte. Und nicht immer auf die letzte Minute 😉
      LG heike

  3. Für mich war es auch der erste Versuch mit Sashiko, und so sieht es auch aus. Aber ich war erstaunt, dass es auch so unperfekt eine schöne Wirkung entfaltet (oder gerade deshalb?). Und das finde ich bei deiner Spirale auch, gerade weil sie nicht perfekte gerade ist, ist sie sehr reizvoll. Bestimmt ergibt sich noch eine schöne Anwendung.
    Liebe Grüße
    Christiane

    • Unbewusst habe ich offensichtlich für den ersten Versuch das Muster ausgesucht, das am meisten verzeiht. Wobei, eigentlich ahnte ich das schon. Und ich mag die schiefe Spirale auch sehr. Schön, dass ich nicht die einzige mit Anfängerstück bin 😉
      Ich könnte mir vorstellen, dass die gitterartigen Muster zwar aufwändiger, aber einfacher beim Einhalten gleicher Stichlänge sind, da man da ja letztendlich Kästchen stickt. Das will ich jetzt auch noch ausprobieren, mein Ehrgeiz ist geweckt 😊
      LG heike

  4. Ein Sashikotäschchen mit genau passendem Muster, ist das nicht ein hübsches Ergebnis für den Anfang ? Mir fallen die gleichmäßigen Stiche in der japanischen Nähtechnik immer noch schwer, wie Du sagst : Üben . Hauptsache und erfeuliches Ergebnis dieser Stoffspielerei ist doch, dass Du doch noch etwas Zeit zum Ausprobieren und schließlich Freude daran gefunden hast. Danke fürs Zeigen und liebe Grüße von Tyche

    • Mir gefällt das Täschchen in all seiner Unperfektheit ziemlich gut, die recht großen Stiche passen da auch gut zum Gesamteindruck. Jetzt möchte ich doch noch eines der Gittermuster ausprobieren, wie sie auch Ute zeigt. Das war nämlich meine erste Idee, ich habe dann jedoch erstmal auf einfacheres gesetzt. Und gelernt, dass auch die vermeintlich einfachen Muster ihre Tücken haben und huschhusch nicht geht oder dann auch danach aussieht.
      LG heike

  5. Der Reiz liegt ja in der Handarbeit, die keine Maschine ist.Je mehr Kreuzungen, um so wenger fällt die unterschiedliche Länge von Stichen auf, finde ich. Bei meinem ersten Versuch war ich anfangs sehr unzufrieden, aber zum Schluß fand ich es voll okay.Für Täschchen eine feine Möglichkeiet. viele Grüße, Karen

    • Übung macht nicht umsonst den Meister. Wäre ja auch zu einfach, beim ersten Versuch bereits alles perfekt hinzubekommen. Langweilig außerdem, weil ja der Ansporn fürs immer wieder probieren und verbessern wegfiele. Und wie du sagst, eigener Hände Arbeit, keine Maschine, erfüllendes Tun. Mit mehr als brauchbarem Ergebnis, bei mir und besonders auch bei dir. Was will man mehr.
      LG heike

  6. Gut, dass Du einen Leinenstoff als Anfangsprojekt gewähkt hast – ich glaube ein solcher ist nicht zu fest gewebt, um in Sashiko-Art die Nadel durch den Stoff zu schieben. Vielleicht bringt Leinen aber auch die Beweglichkeit mit, die die ganz geraden Linien etwas erschwert. Jedoch – vielleicht ist es auch genau diese Dynamik, die Deine Stickereien jetzt zum Ausdruck bringen 🙂 Liebe Grüße!

    • Mit der Beweglichkeit des Leinenstoffs hast du recht, das hat die geraden Linien nämlich nicht gerade erleichtert. Besticken ließ er sich jedoch wunderbar, die Nadel flutschte nur so durch den Stoff. Denim wäre mir gar nicht eingefallen für Sashiko, vermutlich wegen seiner Steifigkeit und dem Stoff auf Nadel schieben. Dabei kommt das ziemlich gut, wie ich heute bemerken konnte. Dynamik ist eine schöne Umschreibung für meine krummen Linien, danke dafür 😉
      LG heike

  7. Weiße Stiche auf schwarzem Grund – das gefällt mir gut. Ein schöner KOntrast, der das Muster wirken lässt. Die eckige Spirale gefällt mir am besten.
    LG, Beate

    • So nah wie möglich dran, da ja Sashiko traditionell auch mit Hell-Dunkel-Kontrast arbeitet. Schwarz-Weiß mag ich lieber als Indigo, das ist meine Interpretation. Und für die Spirale suche ich noch eine passende Verarbeitung, mir gefällt sie auch immer besser in ihrer Saloppheit.
      LG heike

  8. Liebe Heike,
    die japanische Sticktechnik Sashiko ist für mich auch neu und ich finde sie richtig klasse! Deine Tasche ist toll geworden, gratuliere! Auch das Innenfutter passt sensationell.
    Liebe Grüße
    Ingrid

    • Danke liebe Ingrid. Es hat auch Spaß gemacht und ich mag die Sachen, die entstanden sind. Ich habe inzwischen sogar noch weiter gestickt und mir ein Nadelkissen mit vielen Pluszeichen gemacht. Übung macht den Meister und so 😉
      LG heike

  9. Ein toller Einstieg! Die Gleichmäßigkeit kommt erst mit der Übung, da muss man Geduld haben. Hauptsache, man findet seinen eigenen Rhythmus mit Stoff und Nadel. Und ein bisschen mitzählen hat mit mir geholfen, die Abstände und Kreuzungen besser zu treffen. LG Elvira

    • Übung macht nicht umsonst den Meister. Weshalb ich bereits ein weiteres kleines Werkstück fertiggestellt habe. Besser, aber immer noch reichlich Luft nach oben.
      Danke und LG heike

  10. Ich mag bei Handarbeit, wenn sie nicht hundertprozent perfekt ist, ich finde, das macht den Charm und die Poesie davon aus. Dein Täschchen ist wunderbar, und das Futter dazu wirklich perfekt!

    • Dachte mir schon, dass du das mit dem Futter nachempfinden kannst 😉 Danke liebe Clara und liebe Grüße aus dem heute früh verschneiten und jetzt am späteren Nachmittag frühlingssonnigen Graz, heike

  11. Liebe Heike, spannend finde ich, dass du ja auch meterweise Quiltbindings annähst. So unterschiedlich ist das dann ja nicht zu Sashiko, mit den Vorstichen. Wie schön, dass du mitbestellt und mitgemacht hast! Und die Idee, die Sashiko-Utensilien in einem Sashiko-Beutel aufzubewahren (noch dazu mit passendem Innenfutter!) ist ja entzückend! Bin auch einer Meinung mit allen bisherigen Kommentatorinnen: Du hast es ausprobiert, es ist Handarbeit, und „wonky“ ist dabei toll. Liebe Grüße, Gabi

    • Bei den Quiltbindings sind unterschiedliche Stichlängen vollkommen egal, die Stiche sieht man nachher nicht. Beim Sashiko jedoch schon. Da ist mehr Sorgfalt gefragt. Danke jedenfalls für den benötigten Anstups 😉 Und ich habe es nicht nur ausprobiert, inzwischen habe ich zwei weitere Versuche gemacht und aus den entstandenen Fleckerln Nadelkissen genäht. Die sind definitiv gut geworden 🙂
      LG heike

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