Ein Nähwochenende mit Carolyn, Helga und Marlene

Alle Jahre wieder im November darf unsere Grazer Nährunde das Chalet eines Freundes im Almdorf Hohentauern mit Nähmaschinen und Stoffen und noch ganz viel mehr für ein ganzes Wochenende okkupieren. Alle Jahre wieder freuen wir uns schon lange vorher auf diese kleine Auszeit von 3 Tagen. Und alle Jahre wieder lassen wir die Nähmaschinen rattern und können uns kaum für einen Spaziergang in der eigentlich wunderschönen Umgebung losreissen. Dafür entstehen dann auch jedesmal viele wunderschöne Werke. Und so unterschiedlich die Teilnehmerinnen sind, so unterschiedlich sind auch die Werke.

Auch alle Jahre wieder gibt es dann beim MeMadeMittwoch im Dezember meine Ergebnisse des Nähwochenendes zu sehen. Einige der Nähfreundinnen haben brav Weihnachtsgeschenke genäht. Ich fröhne am Nähwochenende dem Selfish Sewing und nähe fast ausschließlich Kleidung für mich. Dieses Jahr waren wir leider nur zu viert. Drei konnten von vornherein nicht, zwei sind kurzfristig abgesprungen. Dafür kam ein Neuzugang mit. Außerdem kamen noch 3 Carolyns, Helga und Marlene mit. Falda hingegen blieb zu Hause.

Ich bereite ja immer möglichst viel bereits zuhause vor. Das heißt ich schneide zuhause zu. Und stelle zusammen, was ich noch dafür brauche den Schnitt umzusetzen. Denn in Hohentauern ist das nächste Kurzwarengeschäft weit.

Fertig zugeschnitten und zusammen mit dem Schnitt (falls ich Markierungen vergessen habe) und was sonst noch benötigt wird (Zipp, Einziehgummi, etc.) warten die Nähprojekte für das Nähwochenende aufs einpacken. Und nein, ich bleibe keine Woche. Und ja, ich weiß dass das ein bisschen viele Projekte für 3 Tage sind. Ich habe gerne Backup dabei, falls ein Projekt nicht so läuft.

Vorbereitet liegen hier von links oben nach rechts unten ein Carolyn Pyjama, 2 Pyjamahosen nach dem gleichen Schnitt, eine Jacke aus Loden nach dem Blazerschnitt aus dem Zero Waste Buch, eine Marlenehose aus Wollstoff, eine Hose „Miller Street“ aus Baumwollwebware und eine Bluse Helga aus Leinen.

Freitag Mittag Warten aufs abgeholt werden. Diesmal habe ich recht effizient gepackt. Ein Korb mit Küchenzeugs, eine Kiste mit Elektrozeugs, eine Tasche mit Textilien (inklusive Bettwäsche und Kleidung für den Aufenthalt), eine Box mit Nähgarn und Kleinzeugs, eine Schneidematte und ein Schneidelineal. Das Bügelbrett nahm diesmal jemand anders mit.
In Hohentauern ist es kalt, aber sonnig. Die Bergspitzen sind angefroren. In der warmen Stube macht uns die Kälte eh nix.
Der Hirsch begrüßt uns von seinem Platz an der Wand aus.
Anderntags ist es wieder sonnig, und zusätzlich warm genug, um für die Handnähte an meiner Pyjamahose auf der Terrasse in der Sonne zu sitzen.
Zuschneiden mit Aussicht.
Keine Zeit zum Essen, ich muss weiternähen. Foto von Elke zur Verfügung gestellt.

Sonntag Nachmittag haben wir uns tatsächlich mal von den Nähmaschinen losgeeist und haben einen zweistündigen Spaziergang gemacht. Der würde den Rahmen hier noch mehr sprengen und wird wohl anderweitig gewürdigt werden. Sonntag Abend gaben wir dann nochmal alles, und es ging gut was weiter. Montag morgen begrüßte uns dann Schnee. Nicht viel, es war alles gerade so überzuckert. Also noch schnell das Dankeschön-Täschchen für den Gastgeber fertig genäht (Danke Elke für deinen Einsatz) und Fotos mit Schnee gemacht.

Und auch tatsächlich noch geschafft, auch ein Foto von all unseren Werken zu machen. Nicht immer haben wir das so vollständig geschafft.

Und dann Besen, Staubsauger und Putzlappen geschwungen, um alles von den Zeugnissen unserer Näherei zu befreien und den nächsten Gästen wieder ein makelloses Haus zu präsentieren. Damit wir auch wiederkommen dürfen 😉 Haus sauber und geräumt, alles wieder in den beiden Autos verstaut, noch ein letzter Blick, ob auch wirklich alles passt und nichts vergessen wurde. Schön war’s mal wieder.

Der Motor lief quasi schon, da fiel mir ein dass ich ja noch Fotos für den MeMadeMittwoch haben wollte. Also schnell zumindest die Bluse übergeworfen, und Elke hat ein paar Fotos von mir mit meiner neuen Bluse vor montaner Kulisse gemacht. Ja, endlich kommt sie zu Potte und zeigt, was frau beim MeMadeMittwoch eigentlich sehen will. Nicht Fotos und Berichte von Nähwochenenden, sondern selbstgenähte Kleidung an der Frau. Bitteschön, hier ist Teil 1.

Die Bluse Helga

Oder eigentlich Teil 3, denn eine Pyjamahose und die Marlenehose wurden zuerst fertig. Den Zero Waste Blazer habe ich angefangen, aber der braucht noch viel Nachdenken und Nähzeit.

Die Bluse kennt ihr bereits, ich habe Helga von Stefanie Kroth nun bereits zum dritten Mal genäht. Nummer 1 aus schwarzem Leinen habe ich unverändert genäht. Nummer 2 aus sienafarbenem Leinen bekam nur kurze Ärmel. Nummer 3 nun ist ebenfalls aus Leinen, der Farbton erinnert an bräunliches Currypulver. Diesmal habe ich wieder die vorgesehenen Keulenärmel genäht. Dafür habe ich diesmal die Quetschfalte in der vorderen Mitte weggelassen. Ich wollte wissen, wie die Bluse ohne dieses doch recht dominante Element wirkt. Gefällt mir auch gut, muss ich sagen.

Offensichtlich kann ich nicht genug bekommen von diesem Schnitt. Obwohl die daraus entstehende Bluse eher ein Statement Piece als ein Basisteil ist. Und auch diese Bluse wird bereits gerne getragen. Und hat mich letzten Montag auch ins Konzert begleitet.

Auch alle Jahre wieder Fotos zum MeMadeMittwoch nach dem Weihnachtskonzert von Recreation Barock im Stiegenhaus vor dem Minoritensaal. Da hatte die Bluse nicht nur ein Konzert, sondern auch einen langen Arbeitstag und etliche Fahrradkilometer hinter sich.
  • Schnitt/Anleitung: Bluse Helga von SO Pattern
  • Material: ca. 1,3m Leinen in Curry, gekauft Anfang Oktober diesen Jahres am Stand von Jan Maixner beim Schneidereimarkt in Graz; ca. 20cm Verstärkung für den Kragenbeleg, gekauft beim Hirt in Graz
  • Kosten: ca. 50€
  • Werkzeug: Nähmaschine, Overlock
  • Arbeitszeit: ca. 5 Stunden

Die Marlenehose

Als Belohnung für all die, die über Nähwochenende und altbekannten Blusenschnitt hinaus bis hierher durchgehalten haben, gibt es nun tatsächlich noch etwas Neues zu sehen. Für mich Neues zumindest. Denn das Konzept Marlenehose ist nicht neu, nur gerade wieder etwas mehr in. Und auch der verwendete Schnitt hat bereits ein paar Jahre auf dem Buckel, stammt er doch aus der Ottobre 5/2007. Das schöne an absolut klassischen Schnitten ist ja, dass sie quasi nie aus der Mode kommen. Und dieser Schnitt der Marlenehose ist ziemlich klassisch. Weite Hosenbeine mit Bügelfalte und Saumumschlag, Hüftpassentaschen und Bund mit Hosenhaken.

Der schöne Fall kommt vom verwendeten Wollstoff. Es ist eine recht dünne Webware, deren genaue Wollzusammensetzung ich mir beim Kauf nicht gemerkt habe. Der Schnitt sieht eigentlich einen geraden Bund vor. Ich ziehe Formbund vor. Da ich zur gleichen Zeit die Hose „Miller Street“ aus Ottobre 5/2023 zugeschnitten habe, die einen Formbund hat, und die Hosenschnittteile oben aufeinander passten, habe ich diesen geteilten Formbund dann auch für die Marlenehose zugeschnitten. Und der Plan ist aufgegangen.

Das blaue Karo ist kaum zu sehen, nur wenn man genau schaut. Und auch den Innenstoff der Taschen sieht man nur, wenn man es darauf anlegt. Den Zipp habe ich nicht nach Ottobre, sondern nach der Anleitung der Ginger Jeans eingenäht. Die Methode sagt mir mehr zu. Mit dem Ergebnis allerdings, dass der Zipp seitenverkehrt ist. Was mich nicht stört, da ich auf sowas eigentlich nie geachtet habe und erst durch Hinweise beim Nähen darauf gestoßen wurde, dass es offensichtlich Unterschiede und eine richtige und eine falsche Seite gibt.

Und wie soll es anders sein, natürlich gibt es nun auch Fotos von Marlenehose und Bluse Helga in Kombination.

Auf den Fotos leuchtet die Bluse gelber als sie ist. Die braune Hose und die gelbbraune Bluse zusammen sind mir, je nach Stimmung, schon fast ein bisschen zu braun. Deshalb auch die Kombination mit dem roten Pullover.

  • Schnitt/Anleitung: Marlenehose aus Ottobre 5/2007
  • Material: ca. 1,7m dünner Wollstoff in Braun mit feinem blauem Karo, gekauft Anfang diesen Jahres bei TO Stoffe, Graz; ca. 20cm Verstärkung für den Bund, gekauft beim Hirt in Graz; Hosenhaken Maschenwerkstatt
  • Kosten: ca. 50€
  • Werkzeug: Nähmaschine, Overlock
  • Arbeitszeit: ca. 8 Stunden

Seid ihr noch da? Oder unterwegs eingeschlafen ob der Langatmigkeit? Jetzt kommt auch nicht mehr viel, nur noch das Hinüberspazieren zum MeMadeMittwoch im Dezember, um bei all den anderen gutgekleideten Frauen in selbstgemachter Kleidung zu gustieren. Und das Häkchen für Alle Jahre wieder beim BINGO! von antetanni. Spätestens jetzt bei meinem zweimaligen BINGO! rufen seid ihr dann auch wieder wach 😉

16 Kommentare

  1. Sieht toll aus – vor allem die Hose, die ich mir jetzt nochmal genauer angucken musste 🙂 Der Aufschlag wäre auch etwas für mich – den mache ich dann beim nächsten Modell und Formbund ist auch eine gute Idee!#

    Liebe Grüße, Anne

    • Der Aufschlag macht wirklich einen Unterschied. Auch was den Schwung des Hosenbeins angeht. Und Formbund ist bei mir die bessere Option.
      Liebe Grüße, heike

  2. Das sieht nach einem phantastischem Wochenende aus! Schade, dass das so weit weg ist, sonst würde ich mich fürs nächste Jahr direkt anmelden 😉

    Hose und Bluse gefallen mir sehr an dir, gerade die Bluse ist wirlich ein interessanter Schnitt und darf definitiv öfters genäht werden.

    • Das Nähwochenende ist unser Wellnesswochenende 😉 Und das einzige, das von uns nicht so weit weg ist 😉
      Eine Version in Baumwolle könnte irgendwann mal drin sein. Aber momentan sind aller guten Dinge drei 😊
      Liebe Grüße, heike

  3. Das sah wieder nach einem beneudenswerten Nähwochenende aus! Du scheinst richtig viel geschafft zu haben. Die Bluse und die Hose sind toll, sie passen gut zueinander. Aber zuviel braun würde mir auch nicht behagen. Auf deinem Foto läßt die Sonne die Bluse ganz besonders warm und schön leuchten. Bei anderen Lichtverhältnissen sieht sie sicher anders aus. LG Gabi

    • Für das Nähwochenende nehme ich mir gerne auch mal einen langwierigeren Schnitt vor. Und tatsächlich habe ich den ganzen Samstag nur für die Marlenehose gebraucht. Sorgfältiges Falten einbügeln und dergleichen mehr braucht dann wirklich Zeit. Dafür bin ich jetzt richtig froh über die Hose.
      Und über die Bluse. Mit den Farben muss ich aber aufpassen, da ich selbst etwas farblos bin. Da braucht es meist eine eher kräftige Farbe oder Schwarz dazu kombiniert.
      Liebe Grüße, heike

    • Ich warte auch immer noch auf deine Version 😉
      Das Nähwochenende war wieder sehr schön, wir zählen schon die Tage bis zum nächsten Mal.
      Liebe Grüße, heike

  4. Ich mag Langatmigkeit. Besonders die Hose finde ich toll, schöner Stoff für den Schnitt. So fahre ich auch am liebsten zu Nähcamps, dass ich dort am besten nur noch nähen muss. Aber wir haben hier (Norddeutschland) keine so schöne Aussicht beim nähen.

    • Ihr habt dafür Meer und Weitblick und Backstein. Das gibt eben andere Ausblicke 😉 Alles vorbereitet und dann durchnähen, ja, das ist am besten. Auch ist der Platz zum Zuschneiden im Chalet etwas begrenzt. Diesmal ging es, weil wir nur zu viert waren und am ersten Abend noch nicht alle Nähmaschinen aufgebaut waren. Und das Wetter tagsüber ein Zuschneiden am Terrassentisch zuließ. Am Boden zuschneiden sorgte für Verspannungen (nicht bei mir, ich hatte ja zugeschnitten 😉
      Liebe Grüße, heike

  5. Die Helga habe ich mir gleich gespeichert, das SM ist so schön und deine Bluse erst recht. Ottobre hat einen tollen Fundus an tollen Basis Teilen, die Marlene Hose ist absolut trendy gerade und dein Stoff ist sehr schön.

    • Ich wollte schon länger mal eine Marlenehose nähen. Dann fand ich den Stoff im örtlichen Stoffladen und habe mich intensiver mit einem passenden Schnitt beschäftigt. Mein Burda-Fundus gab nichts zufriedenstellendes her, aber die Ottobre. Da gab es gleich ein paar interessante über die Jahre, aber dieser ganz klassische aus einem sehr alten Heft war definitiv die beste Wahl 🙂
      Liebe Grüße, heike

  6. Deine Helga-Bluse macht echt was her, der Kelchkragen und diese Ärmel sind schon ganz besonders.
    Sicher ein sehr interessantes, unterhaltsames Wochenende mit Gleichgesinnten.
    Für mich persönlich wärs wohl die falsche Location 😉, das würde ich nicht aushalten bei diesen Traumausblicken und Kaiserwetter drinnen sitzen und nähen, obwohl ich gerne nähe😄aber ich bin auch ein Bergfex, Hohentauern kenne ich😍😍
    LG Michi

    • Nähcoaching quasi immer dabei, in Form von mehr Köpfen, die über komplizierte Schritte beim Nähprozess nachdenken 🙂 War aushaltbar, aber wir haben dann ja doch zumindest einen Sonntagsspaziergang gemacht. Und wieder neues entdeckt. Auch nahe am Ort gibt es schöne Wege. Bergfexe sind wir wohl alle nicht, dafür nähverrückt 😉
      Liebe Grüße, heike

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