Monatsspaziergang im Oktober 2025

Den Monatsspaziergang im März 2023 hatten wir damals zur imposanten Ruine des ehemaligen Sommerrefektoriums der Jesuiten im Rosenhain unternommen. Und durften damals feststellen, dass die Ruine neuerdings mit einem Bauzaun umgeben war. Zweieinhalb Jahre später nun ist der Bauzaun wieder verschwunden und die Ruine keine Ruine mehr. Zum Tag des Denkmals, der in Österreich immer am letzten Sonntag im September stattfindet, wurden zwei Führungen durch das fertiggestellte Gebäude angeboten. Diese Gelegenheit habe ich natürlich genutzt, schließlich hat es mich interessiert, wie das Gebäude von innen aussieht. Und weil ich vermutlich nicht die einzige bin, die interessiert was aus der ehemaligen Ruine geworden ist, führt der Monatsspaziergang im Oktober 2025 nun ebenfalls zum ehemaligen Sommerrefektorium der Jesuiten.

Aufgrund des großen Interesses wurde die Führung kurzfristig in Vorträge und darauffolgende selbstständige Begehung des Gebäudes umgewandelt. Die Vortragenden waren der Bauforscher, das Restauratorenpaar und das Architektenpaar. Die folgenden Informationen stammen dann auch hauptsächlich aus den Vorträgen, durch Recherche bei Wikipedia und weiteren Seiten nur nochmals untermauert.

Die Jesuiten wurden im Zuge der Gegenreformation 1572 nach Graz geholt. Zu den über die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte bis zur Aufhebung der Jesuiten 1773 angesammelten Besitzungen zählten auch weitläufige Ländereien mit einem Edelhof, Weingärten, Fischweihern und Waldungen am Rosenberg. 1654 wurde das Sommerrefektorium zur Erholung von Ordensangehörigen und Zöglingen errichtet bzw. wurde der bereits bestehende Rosenhof zu diesem Zweck umgebaut und erweitert. Unter anderem wurde nordseitig ein zweigeschossiger Arkadengang angebaut. Die umgebenden Flächen dienten nicht nur landwirtschaftlichen Zwecken, auch von pompösen Gartenfesten gibt es Berichte. Selbst der Kaiser soll an einem teilgenommen haben. Dank eines eigenen Brunnens konnte auch die Pest an diesem Ort gut überstanden werden. Nach Übergang in Staatseigentum nach der Aufhebung des Ordens wurden die Besitzungen aufgeteilt. Durch Abspaltungen von Grundstücken und Umwidmung entstand das gründerzeitliche Viertel entlang der Panoramagasse. Das Grundstück mit dem ehemaligen Jesuitenrefektorium wurde 1928 von den Erben des letzten Besitzers an die Stadt Graz verkauft. Im Kaufvertrag ausdrücklich festgehalten ist der Zweck, „diese Liegenschaft als Waldgürtel und Naturschutzpark, und zwar mit der Verwendung teilweise für Fürsorgezwecke und teilweise als öffentliche Parkanlage, der Allgemeinheit zu sichern und zu erhalten.“ (Quelle Wikipedia).

Umstürzende Bäume bewirkten ein Abtragen des Daches und des Arkadenganges. Das Dach immerhin wurde 1952 durch die Stadt Graz notdürftig wiedererrichtet. Immerhin stand das Gebäude auch damals schon unter Denkmalschutz. Weitere Jahrzehnte der Vernachlässigung taten der Substanz nicht gut, das Gebäude diente nur noch Lagerzwecken, in den 1970er Jahren unter anderem für die Bühnen Graz. 1984 schließlich brannte das Gebäude durch Kurzschluss völlig aus, stehen blieben nur die zweigeschossigen Aussenmauern und die Gewölbedecken des Kellers und eines Teils des nordostseitigen Erdgeschosses. In diesem Zustand, nur immer mehr innen begrünt und die erdgeschossigen Fenster vandalensicher vermauert, verblieb das Gebäude. Und so habe ich es in den späten 1990er Jahren erstmals wahrgenommen. Als Lost Place im schmalen Waldstück des Rosenhain.

Nun wurde die Ruine durch die städtische Gebäude- und Baumanagement GmbH (GBG) und die Karl Franzens Universität, der ein Baurecht eingeräumt wurde und die das Ganze großteils finanzierte, revitalisiert. In unmittelbarer Nähe des Uni-Sportzentrums entstanden ein Hörsaal, Seminar- und Arbeitsräume für das Institut für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit.

Da es von unserem Haus ein netter Spaziergang durch ruhige Gassen ist, bin ich zu Fuß zum Rosenhain gegangen. Und nähere mich dem ehemaligen Jesuitenrefektorium von oberhalb.
Näher dran sieht man dann die Ergänzungen. Die wiedererrichteten Giebel und der ebenso wiedererrichtete Arkadengang wurden in Dämmbeton ausgeführt und die neue Materialität bewusst vom ausgebesserten und geschlämmten Bestandsmauerwerk abgehoben.
Die Fenstergewände und das Eingangsportal waren ebenso wie die Mehrzahl der Fenstergitter im Erdgeschoss dank Vermauerung noch vorhanden. Jahrzehntelange Durchfeuchtung bekommt Mauerwerk nicht sonderlich gut. Die Restauratoren waren dann auch fast die gesamte Bauzeit vor Ort und unter anderem mit der Ziegelsanierung beschäftigt. Die nun als Oberfläche aufgetragene Kalkschlämme sperrt das Mauerwerk nicht ab, die Restfeuchte kann weiterhin entweichen. Die auftretenden Feuchteflecken mögen manche vielleicht stören, sind jedoch verträglicher als durch die Feuchte ausgelöste Putzabplatzungen bei üblichen Putzen. Die breiten Dachgauben, sogenannte Gerbergauben, sind nicht historisch für dieses Gebäude, jedoch notwendig, um Tageslicht in die beiden Dachgeschosse mit den Arbeitsplätzen der Mitarbeiter zu bringen.
Die Fenstergitter hingegen sind historisch und wieder saniert. Und jetzt endlich geht es dann auch durch das erhaltene und restaurierte Eingangsportal in das Gebäude.
Das Erdgeschoss beherbergt hauptsächlich den großen Hörsaal. Die Betonplattendecke ist neu, in diesem Bereich war keine Decke mehr vorhanden. Das Bestandsmauerwerk wurde innen zwischen den Fenstern mit vorbetonierten Lisenen und Trägern statisch ertüchtigt. Und natürlich auch unterfangen.
Der nordseitig wiedererrichtete Laubengang dient haupsächlich der Erschließung der Räume in den Geschossen. Die hier zu sehende Stiege verbindet nur die beiden Vollgeschosse, während die hier im Rücken liegende und als eigener Abschnitt ausgeführte zweite Stiege alle Geschosse inklusive der beiden Dachgeschosse verbindet. Hier sind auch die zusätzlich betonierten statischen Lisenen gut zu sehen.
Großraumbüro im obersten, zweiten, Dachgeschoss. Statische Rippen im unteren, ersten, Dachgeschoss bewirken dort, dass es nur kleinere Büros gibt. Leider war der Bereich wegen der Bezugsmaßnahmen abgesperrt. Wie dieser Raum hier auch, aber große Glastüren boten hier Einblick. Ebenfalls auf diesem Geschoss untergebracht ist ein großer Sozialraum.
Stiege zwischen 1. und 2. Dachgeschoss. Mit Blick ins Grüne.
Stiege zwischen 1. und 2. Geschoss. Die Anschlussbereiche des ursprünglichen und früh abgetragenen Arkadengangs wurden bewusst erkennbar gehalten.
Kellerfenster und Traufbeet.
Das Gebäude liegt mitten im Erholungsgebiet Rosenhain, eine Zufahrt ist nur minimal für Anlieferungen möglich. Deshalb gibt es zwar viele Fahrradabstellplätze, jedoch keine Parkplätze. Und einen einzigen barrierefreien Parkplatz.
Das Gebäude von der Rückseite bzw. der Arkadengangseite. Die kleine Lichtung, die durch die Bautätigkeit entstanden ist, wird wieder aufgeforstet, die Bäumchen und Sträucher sind bereits gesetzt.
Nach einem netten und sehr informativen Gespräch mit den beiden Restauratoren zum Abschluss nutze ich den Sonnenschein und gehe auch die wenigen Meter hügelan noch zum Café Rosenhain.
Ohne Frühstück aus dem Haus, da darf es dann auch gerne ein Kuchen zum Kaffee sein.
Etwas zugewachsener aber nichtsdestotrotz schöner Ausblick über Graz mit Uhrturmblick inklusive. Dann mache ich mich auf den Heimweg.
Eine Woche später haben wir mit Besuch den Spaziergang zum Jesuitenrefektorium und Rosenhain nochmal unternommen. Das Gebäude leider nur von außen, da Sonntag und geschlossen, aber immerhin. Mit Rückweg durch nochmal eine andere Gasse wird der Spaziergang zu einem Rundweg. Beide Male gäbe es vom Spaziergang selbst auch noch ein paar nette Impressionen, jedoch, die maimale Anzahl von 25 Fotos ist erreicht.

Und nun freue ich mich auf eure Monatsspaziergänge.

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