Schwarze Ginger, weißer Schnee

Vermutlich der einzige Schnee, den wir zumindest in Graz zu sehen bekommen. Aber ganz sicher nicht die letzte Ginger, die ich genäht haben werde. Für ersteres mussten wir dann auch etwa eine Stunde von Graz nach Norden ins Gebirge fahren, denn Graz war die letzten Jahre eher vom Schnee verschont. Meine ich so wie ich schreibe. Denn im Alltagsleben mit Arbeitswegen und dienstlichen Autofahrten kann ich auf Schnee gerne verzichten. In Urlaubsstimmung mag ich dann Schnee ganz gerne. Vor allem von drinnen im Warmen 😉

Und Urlaubsstimmung hatte ich. Und vermutlich nicht nur ich. Waren wir doch wie nun bereits etliche Jahre am letzten Novemberwochenende unser alljährliches Nähwochenende in Hohentauern. Nach einer etwas holprigen Anfahrt mit zum Glück nur kurzer Zwangspause in der Pannenbucht im Gleinalmtunnel und ein paar Kilometer weiter einem brennenden LKW-Reifen am Pannenstreifen hat uns Reginas Auto doch noch brav an unser Ziel gebracht. Vollgepackt bis oben hin, denn unsere Nähmaschinen und noch so einiges andere haben uns ins Wochenende in den Bergen begleitet. In meinem Fall zwei Nähmaschinen und die Overlock. Und ein paar bereits seit längerem zugeschnittene Nähprojekte, die endlich umgesetzt werden wollten bzw. mussten. Denn mein Ziel waren ein paar neue Hosen. Und wer schon mal eine Jeans genäht hat und für jede Naht zwischen normalem Nähgarn und dickerem Absteppgarn und zwischen zwei Stichlängen ständig hin und her gewechselt hat, weiß wie ich eine zweite Nähmaschine zu schätzen.

So sah dann die Jeans-Näh-Station aus. Eine Nähmaschine mit normalem Nähgarn zum zusammennähen, eine Nähmaschine mit dickerem Nähgarn zum Absteppen, und die Overlock zum Versäubern.

Auf dem Foto ist der Arbeitsplatz erst im Aufbau, danach war ich so ins Nähen vertieft, dass ich das Fotografieren vergessen habe. Nicht aber das Wechseln der Overlock-Konen auf Schwarz. Und auch nicht vergessen habe ich, dass mir der Arbeitsplatz ein weiteres Kästchen beim BINGO! von antetanni einbringt. Und BINGO! kann ich auch gleich rufen. So in die Breite gehen mit meinem Arbeitsplatz konnte ich allerdings nur am ersten Nachmittag und Abend, denn Samstag morgen wurde unsere Runde von 3 auf 5 erweitert, und dann wurde es natürlich enger am Tisch.

Vollbelegung Samstag Nachmittag. Zu siebt haben wir aber auch schon Platz mit unseren Nähmaschinen am und um den Tisch gefunden.

Jedenfalls hatte ich ziemlich Ansporn, die Jeans zügig fertig zu bekommen. Und bestenfalls gleich noch eine weitere Hose hinterher. Denn mit momentan nur einer tragbaren Jeans und sonst nur dünneren Hosen für eher wärmere Jahreszeiten war definitiv Bedarf an einem Erfolgserlebnis. Und so habe ich auch bei den Schnitten für die Jeans und auch für das weitere Hosenprojekt auf bereits erprobte und bewährte Schnitte gesetzt. Im Falle der Jeans auf den Schnitt Ginger von Closet Core Patterns. Die Version A dieses Schnittes, niedrige Leibhöhe und gerades Bein, ist mein Standard-Jeans-Schnitt, zu dem ich immer greife, wenn mal wieder eine neue Jeans benötigt wird. Zuletzt im Februar diesen Jahres, als ich Ersatz für meine Blue Jeans genäht habe. Und nun, als der zur gleichen Zeit wie die Blue Jeans zugeschnittene Ersatz für meine schwarze Jeans auch endlich den UFO-Stapel verlassen und genäht werden wollte.

Und was soll ich sagen, ich war erfolgreich.

Selbst die ungeliebte und nervenaufreibende und oftmals nadelschrottende Tätigkeit des Gürtelschlaufenannähens habe ich unter gutem Zureden der anderen und ohne Nadelbruch hinter mich gebracht. Seit ich dafür die Hebamme zu Hilfe nehme, geht es allerdings auch wesentlich leichter. Frau ist ja lernfähig. Die Hebamme ist übrigens von Gabis Mann 3d-gedruckt und war mal ein Weihnachtsgeschenk. Ein Hoch auf tolle Nähfreundinnen.
Das Motto des Wochenendes war dann auch: Wenn du verrückte Freundinnen hast dann hast du alles was du brauchst. Das näh- vor verrückt haben wir uns einfach dazu gedacht 🙂

Aber eigentlich waren wir bei neuen Hosen. Darf ich vorstellen, meine neue schwarze Jeans. Fotos erst zuhause gemacht, da im Eifer des Nähens nur an Fotos an der Frau gedacht. Die dann schon auch noch kommen. Aber erstmal die Fotos von der Jeans alleine.

Mein Signature-Schriftzug auf den Potaschen, wie gehabt und bereits mehrfach erprobt.
Knopf ist dran, nur im Eifer nicht zugemacht.
Für die Taschen innen kam wieder mal ein Stoffschätzchen aus der uralten Dutch Love Kollektion von Hamburger Liebe zum Einsatz.

Und hier sind sie, die Fotos an der Frau. Diesmal nicht vom Besten, sondern von der Schwägerin gemacht.

Bei diesem Foto kann man die Jeans noch am besten erkennen

Tragefotos wie im Alltag. Für nur T-Shirt und mehr Anblick von der Jeans war mir zu kalt. Das T-Shirt ist übrigens eines der beiden, die im Rahmen des Siebdruck-Workshops bei den Patchworktagen in Dinkelsbühl entstanden sind. Nach einem von einem Kaufshirt abgenommenen Schnitt. Und die Kapuzenjacke aus dickem Jersey ist ebenfalls an einem Nähwochenende in Hohentauern entstanden. November 2019 war das, zumindest sagt das das Aufnahmedatum der Fotos im Näharchiv.

Im November 2019 gab es Schnee nur auf den Berggipfeln. Im Vergleich kann ich kaum Abnutzungserscheinungen an der Jacke feststellen, sie hat sich gut gehalten. Der Schnitt ist übrigens Frau Toni von Schnittreif. Ein Pulloverschnitt, den ich bereits mehrmals mit Zipp in der Mitte des Vorderteils und Jersey-Schrägband als Beleg zur Jacke umgearbeitet habe. Auch am Foto aber kaum sichtbar übrigens meine allererste Ginger, die einzige die ich jemals in Version B genäht habe. Die ist nicht an diesem Nähwochenende entstanden, sondern noch früher.

Wie oben bereits erwähnt, wurde die schwarze Jeans dringend benötigt. Die Vorgängerin hat den letzten Winter noch tapfer durchgehalten, im Frühjahr zeigte das Material dann Ermüdungserscheinungen. Wie es bei Jeans mit einem geringen Elasthananteil manchmal ist, brechen die Fasern. In diesem Fall direkt neben der linken Gesäßtasche.

So sah der Riss aus, links von außen und rechts von innen. Der ursprüngliche Plan war übersticken mit Sashiko. Da ich jedoch den ganzen Sommer meine alte blaue Jeans mit Sashiko bestickt habe blieb dieser Riss erstmal unversorgt. Vor dem übersticken mit Sashikotechnik musste der Riss eh erstmal mit mehr Nähten gesichert werden. Zu diesem Zweck kam die Jeans dann auch mit nach Hohentauern. Nachdem die neue schwarze Jeans fertiggestellt war, habe ich mich an die nicht mehr wirklich schwarze Vorgängerin gemacht und diese repariert.

Ich habe meine übliche Technik angewandt, ein Stoffstück unterlegen und mit vielen Stichen vorwärts und rückwärts hin und her. An den beiden Aussenecken der Potascheneingriffe, die ebenfalls bereits löchrig waren, habe ich dasselbe Prinzip angewandt.
Die Reparatur ist kaum zu sehen, und die Jeans kann weiter getragen werden. Zumindest bis zum nächsten Materialermüdungsriss. Ob ich den versorgten Riss zusätzlich mit Sashiko übersticke, bin ich gerade etwas unschlüssig. Dieser Jeansstoff war übrigens anfänglich ähnlich Schwarz wie der der neuen Jeans, hat sich aber recht schnell ausgewaschen.
  • Schnitt/Anleitung: Ginger Jeans von Closet Core Patterns, Version A
  • Material: ca. 1,7m fester Jeansstoff aus Baumwolle mit Elasthan, Bezugsquelle kann ich nicht mehr nennen; RV Metall 16cm, Jeansknopf, Jeanssteppgarn, alles vom Hirt in Graz
  • Kosten: ca. 50€
  • Werkzeug: Nähmaschinen, Overlock
  • Arbeitszeit: ca. 10 Stunden

Eine weitere Hose habe ich am Nähwochenende auch noch geschafft, die gibt es allerdings ein andermal zu sehen. Und ein Saint Shirt angefangen, auch das wird es erst ein andermal zu sehen geben. Mit frisch fertiggestellter neuer schwarzer Ginger Jeans tänzele ich nun erstmal hinüber zum MeMadeMittwoch um zu sehen was die anderen gutgekleideten Frauen in selbstgemachter Kleidung denn so präsentieren und um mir neue Inspirationen zu holen.

Apropos holen, ich habe auch noch etwas nachzuholen.

Denke ich an den Advent…

Das 1. Adventwochenende war dank weit in den Montag andauerndem Nähwochenende so intensiv, dass meine Projektvorstellung für den diesjährigen Weihnachtskleidsewalong jetzt erst kommt. Dabei ist der Advent inzwischen, seit ich beim WKSA mitmache, durchwoben mit kurzen Nähsessions, um in der trubeligen und in der Arbeit auch noch extra intensiven Vorweihnachtszeit nebenbei auch noch ein Weihnachtsgewand zu nähen. An den Advent und somit an den WKSA habe ich heuer tatsächlich recht früh gedacht. und auch welches Projekt aus welchem Stoff war diesmal recht schnell klar. Und, Überraschung, es ist diesmal kein Schnitt von How to do Fashion.

Ist mir doch bei unserem kurzen Aufenthalt in Berlin Anfang Januar des heurigen Jahres bei 1000stoff ein Wollstoff über den Weg gelaufen. Ein Designer-Leftover. Dehnbar, aber doch recht fest, in einem tollen Olivton (dunkler als am sonnenbeschienenen Foto). Nach dem WKSA ist vor dem WKSA offensichtlich, denn mir war sofort klar dass daraus das nächste Weihnachtskleid werden wird. Und diesmal habe ich tatsächlich ein Kleid geplant. Der Schnitt dafür war auch recht schnell gefunden. Die Wahl fiel auf das Shiftkleid 109 aus der Burdastyle 9/2012. Der Schnitt erfordert einen Wolldiagonal-Jersey, und mein Wollstoff dürfte so etwas in der Art sein. Und ich habe seither an dieser Idee festgehalten. Dank an das Team vom MMM, die dieses Jahr auch wieder die Platform zur Umsetzung all unserer Ideen bieten.

Jetzt bin ich aber wirklich am Ende und verlinke zum MMM.

Denke ich an den Advent, denke ich also an den WKSA. Und an das Kästchen beim BINGO! von antetanni, das ich nun ankreuzen kann. Und diesmal kann ich gleich zweimal BINGO! rufen.

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