Donnerstag Abend bei den 12 von 12 hat es sich bereits angekündigt, gestern hat er mit voller Wucht zugeschlagen, der grippale Infekt. Zum Monatsspaziergang im Juni 2025 gibt es nun also leider nicht einen Spaziergang um und durch das fast fertiggestellte ehemalige Jesuitenrefektorium im Grazer Rosenhain, das ich als damals noch Lost Place bereits früher bei einem Montasspaziergang gezeigt hatte. Denn die Teilnahme an der Führung am Samstag dem 14.6. mussten wir krankheitsbedingt absagen. Genauso wie die Geburtstagsfeier des Besten. Dafür gibt es nun ein ruhiges Wochenende mit Bergen von Taschentüchern und viel Tee auf dem Sofa.
Zum Glück waren wir am allerletzten Maitag in Schloss Eggenberg und haben uns die gerade laufende Steiermarkschau „Ambition & Illusion“ zu den Eggenbergern angeschaut. Und drumherum natürlich auch ein bisschen den Schlosspark und das Archäologiemuseum. Und auch sonst hätte ich noch mehrere Spaziergänge zur Auswahl gehabt. Denn das verlängerte Pfingstwochenende haben wir in Nordbayern verbracht und dort einige hübsche Städte besichtigt. Das Gesamtpaket zu Nordbayern wird es so nach und nach bis Monatsende (so der Plan) drüben am Reiseblog geben. Wenn ich allerdings für jeden Beitrag so lange brauche wie für diesen hier, kann das dauern.




Schloss Eggenberg selbst gibt unendlich viel her. Allein zum Park und seinen Bäumen könnte man einen eigenen Beitrag machen. Steht auch schon länger auf meiner Liste und würde sehr gut zu Astrids „Mein Freund der Baum“ Reihe passen. Und auch zum Schloss selbst und seiner Baugeschichte gäbe es sehr viel mehr zu erzählen und zu zeigen. Da der Monatsspaziergang ja auf 4-25 Fotos beschränkt ist, und es hier hauptsächlich ums Ausprobieren und Fotografieren geht, gibt es nun auch eher Detailfotos und weniger Übersichtsfotos. Und auch die Ausstellung zu Graz 1699 im Archäologiemuseum wurde ausgelagert und wird ein eigener Beitrag werden. Wenn mich mein Dröhnschädel samt Schnupfennase mal wieder mehr als nur kurze Zeit schreiben lassen.
Schloss Eggenberg

Was von außen wie ein barockes Bauwerk aus einem Guss wirkt, hat tatsächlich mehrere Bauphasen intus. Auch ältere, vor der frühen Barockzeit. Das Schloss, wie es sich heute darstellt, ist ein Gesamtkunstwerk des 17. Jahrhunderts, mit Ergänzungen des 18. Jahrhunderts. Unter Einbeziehung von älteren Bauteilen und einer 1470 vollendeten Familienkapelle wurde ab 1625 begonnen, den Familiensitz seit Mitte des 15. Jahrhunderts in einen Stammsitz auszubauen, der einer frisch gefürsteten Familie und des kaiserlichen Statthalters von Innerösterreich würdig ist. Kein geringerer als der Baumeister des Kaisers Ferdinand II., Giovanni Pietro de Pomis, wurde damit beauftragt. Der Bauherr Hans Ulrich von Eggenberg und ab 1634 sein Sohn und Erbe Johann Anton waren universitär ausgebildet, weit gereist und gebildet. Astronomie, Astrologie, Alchemie, die magische Naturphilosophie, überhaupt die damalige Vorstellung von der Ordnung der Welt flossen in die Planung des neuen Stammsitzes ein. Das Gebäude sollte nichts geringeres als das Universum selbst repräsentieren.
Dreigeschossig über rechteckigem Grundriss, mit einem mittigen Verbindungsbau und einem repräsentativen, dreiseitig von Pfeilerarkaden umgebenen großen vorderen Innenhof und zwei kleineren hinteren Innenhöfen. Das geometrische Zentrum der Anlage bildet die integrierte spätgotische Hauskapelle, die mit einem zentralen Turm bekrönt wurde. Vier weitere Türme an den Aussenecken sind auf die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Die Zahl Vier steht nicht nur für die Himmelsrichtungen, sondern auch für die vier Elemente und die vier Jahreszeiten. Die Ordnung des weiteren Schlossbaus ist auf den Kalender ausgerichtet. 365 Außenfenster für jeden Tag des Jahres, 52 davon für jede Woche des Jahres in der Beletage, die hier der 2. Stock ist. 31 Räume in jedem Stockwerk, für die maximale Anzahl der Tage eines Monats. 24 außen ringförmig angeordnete Prunkräume in der Beletage, für die Stunden des Tages, durch die symmetrische Anordnung in 12 für die Tageshälfte und 12 für die Nachthälfte aufgeteilt. In der Ausgestaltung des Planetensaals kommen noch die 7 Wochentage und die 12 Monate hinzu. Auch eine horizontale und streng hierarchische Teilung gibt es in ausschließlich Wirtschaftsräume im Erdgeschoss, die Familienwohnräume im 1. Stock und die repräsentativen Prunkräume, die in Gästeapartments unterteilt werden konnten, im 2. Stock. Als Residenz des kaiserlichen Statthalters für Innerösterreich sollte auch ein möglicher Aufenthalt des Kaisers berücksichtigt werden, so waren die Prunkräume im 2. Stock als Kaiserapartements angelegt, während die Apartements des ersten Eggenberger Fürsten Hans Ulrich und seines Sohnes ein Stockwerk tiefer lagen.
Man könnte noch sehr viel tiefer einsteigen in die Symbolik der Architektur und der Lage der Stiegenhäuser und einzelnen Räume verglichen mit dem damals gültigen Hofzeremoniell, allein es würde den Rahmen sprengen. Ich hatte jedenfalls eine sehr erkenntnisreiche Lektüre mit der Publikation „Schloss Eggenberg – Architektur und Ausstattung“ des Universalmuseum Joanneum. Und habe wirklich viel gelernt zu gebauter tieferer Smobolik und warum Schloss Eggenberg so einzigartig ist. Diese erhaltene Einzigartigkeit hat dann auch die Aufnahme von Schloss Eggenberg in die Liste des Unesco Weltkulturerbes bewirkt. Bzw. wurde das seit 1999 bestehende Weltkulturerbe Graz 2010 um Schloss Eggenberg und die zentrale Verbindungsachse erweitert.



Ursprünglich betrat man alle repräsentativen Räume des 1. und 2. Stocks durch das aufwändige Portal im 1. Stock. Die Umorganisation der Stiegenläufe ist eine Änderung des 19. Jahrhunderts. Jeder musste also unter der Inschrift mit dem Motto des ersten Eggenberger Fürsten Hans Ulrich „Homines Sumus“ hindurchschreiten und wurde so an seine Menschlichkeit und die Vergänglichkeit irdischer Größe erinnert.



Die Eggenberger


Dazu sollte man nun am besten die „Ballets sur l’entrée de Monseigneur le Prince D’Eggenberg a Rome“ von Pierre Gaultier, 1638, hören.
Die Prunkräume
Die Residenz wurde zwar unter den ersten beiden Fürsten Eggenberg bereits teilweise bewohnt (Hauptwohnort war zu der Zeit das Stadtpalais in der Sackstraße) und war auch baulich soweit fertiggestellt, aber die Innenausstattung bei weitem noch nicht und kam nach dem frühen Tod des zweiten Fürsten bis zur Volljährigkeit seiner Söhne und der langen Streiterei um die Aufteilung des Erbes zum Erliegen. Als dann Johann Seyfried Eggenberg übernahm, hatte sich das Zeremoniell und auch die Mode etwas geändert. Und ständige Kaiserapartements wurden ebenso nicht mehr gebraucht. Also ließ der 3. Fürst Eggenberg ab 1665 und bis etwa 1685 die Räume prunkvoll zu Apartements für sich und seine Frau ausbauen. Die Prunkräume im 2. Stock entstanden. Dies war auch die kurze Phase, als Schloss Eggenberg wirklich ständige Residenz der Familie mit allem Gefolge war.




Die heutige Ausstattung der Prunkräume stammt aus dem Rokoko und aus der Phase, als die letzte Fürstin Eggenberg und ihr 3. Ehemann Reichsgraf Herberstein ab 1754 die Räume nach dem Zeitgeschmack adaptierten. Der Planetensaal und die Deckengemälde wurden dabei jedoch nicht angegriffen.
Es wurden Fayence-Öfen eingebaut, die Wände neu gestaltet und die Möblierung erneuert.


Und dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend wurden drei ostasiatische Kabinette eingebaut. Zwei davon wurden mit wertvollem Porzellan als Wandschmuck ausgestaltet.




Das Ende


Als ich diese beiden letzten Fotos gemacht habe, konnten ich noch nicht ahnen, was 10 Tage später passieren würde und wie passend sie plötzlich die allgemeine Stimmung in Graz widerspiegeln. Ein junger Mann geht mit Feuerwaffen, die er legal mit Waffenschein besaß, in seine ehemalige Schule und löscht in wenigen Minuten die Zukunft von 9 jungen Menschen und einer Lehrerin aus, bevor er sich selbst richtet. Seither verharrt die Stadt in Stockstarre. Bis auf einige einschlägig bekannte überregionale und auch internationale Medien, die sich durch besonders über alle Grenzen hinwegsetzende Berichterstattung negativ hervortun. Was ich auch nicht verstehe, wie man im Flüchten Fotos und Videos von den toten MitschülerInnen machen und sie an weitere MitschülerInnen und gewisse Medien verteilen kann. Und dann gibt es diejenigen, die es wohl besonders witzig finden, nun durch weitere Ankündigungen von Amokläufen und Bombendrohungen fast im Tagesrhythmus für Schulschließungen zu sorgen. Ich hingegen mag mir gar nicht vorstellen, wie es den Eltern, Geschwistern, Verwandten, Freunden und Mitschülern der Getöteten geht. Meine Gedanken sind bei ihnen und ihrer Trauer und ihrem Leid.

Schwierig, da jetzt wieder einen Übergang zum Monatsspaziergang zu finden. Also suche ich gleich gar keinen. Und freue mich einfach über die hoffentlich zahlreichen Verlinkungen. Die Linkparty ist wie üblich bis zum Monatsletzten geöffnet.