Monatsspaziergang mit Stift und Wolle

Neugierig, was dieser Titel zu bedeuten hat? Dann begleitet mich bei meinem Monatsspaziergang im Dezember. Der uns diesmal durch Teile des Stifts St. Lambrecht führt. Somit wäre Stift schonmal abgedeckt. Das Stift nämlich, nicht der Stift. Die Wolle wird eher im Hintergrund bleiben, war aber das ganze Wochenende stark präsent. Ich war nämlich am letzten Novemberwochenende beim Kongress des Alten Handwerks, der im Stift St. Lambrecht stattfand. Und wer wollte, konnte neben vielen Workshops und Vorträgen von Freitag bis Sonntag auch Samstag Vormittag an einer Stiftführung teilnehmen. Ihr kennt mich, natürlich wollte ich.

Das Stift St. Lambrecht sowie der gleichnamige Ort im Anschluss liegt auf 1028m Seehöhe in der Region Murtal in der westlichen Obersteiermark, nahe zu Kärnten. Der offizielle Titel lautet Benediktinerabtei St. Lambrecht. Was ich bisher nicht wusste ist dass der steirische Wallfahrtsort Mariazell auch zu St. Lambrecht gehört. Zwischen den beiden Orten ist doch eine größere Entfernung. Die jedoch in früherer Zeit auf Eigengrund zurückgelegt werden konnte, wie wir bei der Führung erfahren durften. Das Kloster ist eine Herrschaftsgründung, ab 1076 bis zum recht baldigen Aussterben der Linie 1122 durch die Kärtner Markgrafen der Eppenstein. Die jetzige 1421 geweihte gotische Abteikirche ersetzte eine vorherige dreischiffige romanische Basilika. Die Peterskirche wurde 1424 gestiftet. 1471 zog ein Brand Klostergebäude, Stiftskirche, Peterskirche und Spital schwer in Mitleidenschaft. Die heute sichtbare überweigend frühbarocke Klosteranlage wurde 1639-92 erbaut und von 1730-50 um den Südtrakt als Abschluss zum Markt ergänzt.

Eine kurze Aufzählung der wichtigsten Daten der Klostergeschichte ist auf der Klosterseite zu finden, etwas ausführlicher dann auf Wikipedia.

Durch lange Gänge
Bis auf das im 18. Jahrhundert als Materialquelle verwendete und deshalb mit Ausnahme der Schlosskapelle abgegangene Schloss der Stifterfamilie in der linken oberen Ecke sieht das Stift auch heute noch so aus wie auf dem Gemälde.
Ein Sesselkreis ganz nach meinem Geschmack.
Hinter der offenen Tür links vorne befindet sich die volkskundliche Sammlung des Paters Romuald Pramberger. Viel zu interessant um sie mit nur einem Foto hier abzuspeisen. Genauso das was sich hinter der Glastür hinten rechts verbirgt.
Der Prälatensaal. Ein paar Porträts der Äbte haben noch Platz.

Nach der Besichtigung des benachbarten kleinen Kabinetts mit ein paar sehr interessanten Ausstellungsstücken ist die Führung dann auch schon zu Ende. Bis zum Mittagessen war noch ein bisschen Zeit, also habe ich die Gelegenheit genutzt und mir im Anschluss auch gleich noch die Klosterkirche angesehen.

Die Front und der Großteil der Ausstattung mag zwar barock sein, aber die Grundstruktur ist nach wie vor gotisch.
Die Klosterwerkstätten gegenüber der Kirche werden zum Teil auch heute noch als solche genutzt.
Durch einen Torbogen betritt man den Friedhof an der Nordseite der Kirche. Der Karner ist aus dem 12. Jahrhundert und wird heute als Friedhofskapelle genutzt.
Noch ein bisschen dem Tür, Tor und Portal Faible frönen. Und schnell ein paar Sachen aufs Zimmer gebracht.
Und dann zurück Richtung Kongressräume und Besucherspeisesaal zum Mittagessen.
Vorher jedoch noch schnell einen kurzen Blick vor das Stift und auf den Lageplan in der Durchfahrt geworfen. Links oben sind auch (leider recht klein und spiegelnd) die wichtigsten Eckdaten zu lesen.
Der Nachmittag wird dann im Kaisersaal mit der pompösen Stuckdecke mit Hören der sehr interessanten Vorträge verbracht. An diesem Nachmittag Schwerpunkt Textilhistorie und Textilarchäologie.

Somit sind wir am Ende meines Monatsspaziergangs im Dezember angelangt. Ich hoffe, ihr fandet die Führung durch das Stift St. Lambrecht genauso interessant wie ich. Wer weiterspazieren will, beim Monatsspaziergang bei Kristina Schaper gibt es weitere interessante Monatsspaziergänge zu sehen und zu lesen. Ich spaziere auch gleich hinüber und verabschiede mich mit einem Abendblick aus dem Fenster des Kaisersaals. Bis zum nächsten Mal. Es war mir wie immer eine Freude.

12 Kommentare

  1. Was für ein beeindruckendes Bauwerk! Interessant auch die farbige Reduziertheit! Das Murtal kenne ich, das Kloster nicht, auch Maria Zell nur dem Namen nach. Also habe ich mich über diesen Post sehr gefreut, von wegen Horizonterweiterung und so. Besonders schön auch die Aufnahmen bei Schnee.
    Eine gute letzte Adventwoche!
    Astrid

    • St. Lambrecht liegt zwischen Murau und Neumarkt in der Steiermark. Skifahrer kennen es vom im Ortsgebiet gelegenen Skigebiet Grebenzen. Ich bin keine Skifahrerin, und auch sonst komme ich nicht wirklich in diese Ecke der Steiermark, also war es auch für mich ein erstes Kennenlernen. Mariazell bzw. hauptsächlich die Bürgeralpe war mein Monatsspaziergang im Juli, allerdings auf hm-unterwegs.eu. Jedenfalls habe ich mich auch sehr gefreut, da mal hin zu kommen, als ich die ersten Bilder vom Stift bei der Vorbereitung gesehen habe. Es war also auch für mich eine Horizonterweiterung. Mit den Öffis war die Anreise allerdings eine kleine Odyssee. Ich hatte allerdings Glück und musste nicht 56 Minuten auf den Bus warten. Der übrigens am Wochenende nicht fährt. Der Schnee war eine schöne Draufgabe 🙂
      Liebe Grüße, heike

  2. Deine Führung durch das Stift hat mir viel Freude gemacht und ja eine solche Führung macht solch Orte noch Wertvoller, so geht es mir fast immer. Das war aber auch eine schöne Abwechslung zu den Vorträgen und Workshops.
    L G Pia

    • Diese Führung war sehr informativ, die Gästeführerin konnte sehr viel zur Geschichte sagen. Bauliches habe ich dann noch ein bisschen aus ihr herausgekitzelt, weil ich da mehr wissen wollte. Eine Führung zur Baugeschichte würde ich dort sehr gerne mal machen, die wird allerdings leider nicht angeboten. Und es war schon gut, etwas mehr als nur die Kongressräume und den Speisesaal für Übernachtungsgäste zu sehen.
      Liebe Grüße, heike

  3. Unglaublich! Ich muss mir das noch einmal am PC in groß ansehen. Ich komme nämlich aus dem Staunen gerade nicht raus. Was für ein mir unbekannter Kulturschatz. Der Stuhlkrreis mit „einmal durch die Geschichte“ Stühlen gefällt mir auch sehr! Diese Decken, Böden, Wände….
    Ganz liebes Dankeschön für s Mitnehmen
    Eine schöne letzte Adventswoche und liebe Grüße
    nina

    • Zuerst die Kartause Mauerbach (im April auf hm-unterwegs.eu gezeigt), und nun St.Lambrecht, alles sehr wohlhabende Klöster, und baulich sehr interessant. Das war ein erfolgreiches Kloster-Jahr für mich 😉
      Liebe Grüße, heike

  4. Ein richtig toller Spaziergang ganz nach meinem Geschmack. Ich schau mir alles später nochmal genauer am Laptop an, bin gerade krank und liege ziemlich flach.
    Auf jeden Fall sind deine Bilder ein Hochgenuss!
    Liebe Grüße von mano

  5. So ein interessanter Spaziergang, liebe Heike…ich finde Klöster nicht nur als geschichtliche Bauwerke total spannend sondern auch damit verbunden das mittelalterliche Klosterleben, die Sinnes- und Kräutergärten sowie ihre Ausrichtung u.a. zur Homöopathie.
    Lieben Gruß von Marita

    • Dieses Kloster hätte sogar einen schönen Garten. Der vom Verein Domenico als Sozialprojekt geführt wird. Allerdings war der jetzt im Winter nix für Besucher. Leider. Ich muss da mal im Sommer nochmal hin. Ein Foto vom winterlichen Garten gibt es bei meinem anderen Beitrag auf hm-unterwegs.eu
      Liebe Grüße, heike

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