Monatsspaziergang im Rosenhain oder von Baustelle zu Baustelle

Im Februar haben uns unsere Sonntagsspaziergänge mehrmals zum nahegelegenen Hilmteich und Leechwald geführt. Letzten Sonntag haben wir die Gegenrichtung eingeschlagen und sind über die benachbarten Gassen zum Rosenhain spaziert. Das Café Rosenhain in der Panoramagasse kennt man in Graz. Ein aus einem Winzerhäuschen hervorgegangener Pavillon in Aussichtslage auf einem Hügel, mit einer großen Wiese und einem Wäldchen unterhalb. Wobei, Aussicht ist relativ. Vor allem im Sommer, wenn die Bäume belaubt sind, ist die ehemals vorhandene Aussicht inzwischen mehr oder weniger zugewachsen. Nichtsdestotrotz ist das Café und die Wiese ein beliebter Ort, vor allem bei Hundebesitzern und Familien. Nicht nur an Silvester, und momentan gerade besonders zum erhaschen der ersten wärmenden Sonnenstrahlen.

Der Rosenhain war historisch längere Zeit im Besitz der im Zuge der Gegenreformation vom Kaiser nach Graz geholten Jesuiten. Wald, Parkanlage, Weinberg, bis auf das Waldstück und ein paar Teiche ist das meiste verschwunden. Wir haben uns bei unserem Spaziergang ein paar bauliche Reste angesehen. Ich wäre ja gerne bis zum Eingangstor in den Park am Rosenberggürtel hinunter gegangen und wieder hoch, da der Mann jedoch immer noch die Nachwirkungen seiner Covid-Erkrankung spürt, haben wir das bleiben lassen. Bis zu den Teichen hinunter war weit genug.

In der benachbarten Gasse, die in einer Schleife zur Panoramagasse und zum Rosenhain führt. Beim Anblick des Baggers und der Reste eines Hauses war klar, woher die Abbruchgeräusche kamen, die in den letzten Wochen bis zu uns zu hören waren. Vom einst stattlichen Haus, vermutlich aus den 1960ern, blieb nur ein Bretterhaufen. Was dafür wohl gebaut werden wird?
Um unser Haus herum war in den letzten plusminus 15 Jahren rege Bautätigkeit. Kein Sommer und Herbst ohne Baulärm in der Umgebung. Kleine Häuschen verschwanden, unbebaute Grundstücke wurden aufgeteilt und nach und nach bebaut. So wie hier in der Nachbarschaft des abgebrochenen Hauses auch. Und so sieht das dann aus, was stattdessen gebaut wird.
Da ist die alte Villa netter, die sich in der selben Gasse weiter unten hinter der winterkahlen Hecke erahnen lässt.
Oder auch diese Villa hier in der Panoramagasse. Die türkisfarbenen Dachziegel finde ich ganz besonders bemerkenswert. Und die Dachlaterne.
Mehr oder weniger daneben eine moderne Holzfassade aus den 1990ern.
Dann tauchen wir in das kleine Waldstück am Rosenhain ein. Viele Buchen und momentan viel Licht.
Mittendrin dann eine weitere baldige Baustelle. Jahrzehntelang ein Lost Place, soll die 1984 ausgebrannte Ruine des barocken Sommerrefektoriums der Jesuiten für die Karl-Franzens Universität revitalisiert werden und ein Hörsaal und Büros für das nahegelegene Universitätssportinstitut entstehen. Quellen hier und hier
Kellerportal. Der Keller soll angeblich einen Brunnenschacht beherbergen.
Fenstergewände mit dezenter barocker Ohrung und Fenstergitter.
Anscheinend soll das Gebäude nach hinten um eine weitere Achse von 2 auf 3 Achsen erweitert werden, wenn man nach dem Rendering am Plakat und den Vermesserpflöcken gehen kann. Und ein hohes Krüppelwalmdach mit 2 Dachgeschossen und breiten Gaubenbändern erhalten. Die 3. Achse gab es wohl in Form eines abgegangenen mehrgeschossigen Arkadengangs schon mal.
Auch als Ruine ohne Dach noch ein imposanter Bau.
Reste einer Parkanlage in Form einer Treppe. Die betoniert ist und deshalb vermutlich nicht gar so arg alt ist.
Am Weg zu den Teichen pittoreske Bäume. Das waren nicht die einzigen ihrer Art,
Zwischen den auf unterschiedlichen Niveaus liegenden Teichen ein Dammweg.
Sehr ihr da auch einen Bärenkopf? Darunter 1908
Das Café Rosenhain. Wohin der Mann schon mal voran spaziert, Kaffee und Kuchen winken.
Stadtblick. Oder auch nicht, da die Bäume zu hoch sind. Auch wenn man jetzt im Winter mehr sieht. Den Uhrturm am Schloßberg jedenfalls kann man ganz gut erkennen.
Richtung Osten geht der Blick Richtung Leechwald. Die Hilmwarte (Pfeil) kann man gut sehen.
Sieht man unser Haus auch von hier? Wir entdecken es schließlich oder erahnen es mehr zwischen den Hecken hindurch. Dort wo der rote Pfeil hinzeigt. Und dorthin haben wir uns dann frisch gestärkt auch wieder begeben 🙂

Und unser Sonntagsspaziergang wandert nun zum Monatsspaziergang, wo Kristina jeden 3. Sonntag im Monat all unsere Spaziergänge sammelt. Hier sind die gesammelten Monatsspaziergänge des Monats März 2023 zu finden.

Außerdem wandert dieser Spaziergang noch zu den Fotowalks von Christopher von blitzeria.eu.

Bis zum nächsten Mal. Es war mir wie immer eine Freude 🙂

23 Kommentare

  1. Auch bei dir viel Architektur im Verfallszustand! Das ist doch immer wieder interessant für mich ( kahle Bäume natürlich auch ). Schöne Blicke in Richtung Horizont mag ich auch, und ich kriege einen Begriff, wie Graz in die Landschaft eingebettet ist.
    Sonntagsgrüße aus Köln!
    Astrid

    • Dieser verfallende Kasten im Rosenhain hat mich immer wieder fasziniert, wenn ich mal dran vorbei kam, und warum man das so verfallen lassen kann. Insofern bot es sich diesmal regelrecht an, mal wieder drum herum zu schleichen und neugierig durch den Bauzaun zu spitzen, ob denn schon was gemacht wurde außer einen Zaun aufzustellen. Weniger Verfall, dafür das schöne Bamberg gibt es auf unserem Reiseblog, habe ich natürlich auch mit dem Monatsspaziergang verlinkt.
      Und ich hätte sogar einen großen Baum für dich gehabt, bis jetzt aber noch nicht rausgefunden, ob tatsächlich Eiche oder doch ein Exot, also habe ich ihn lieber nicht integriert.
      Liebe Grüße derzeit vom Wochenendbesuch in Bamberg, heike

  2. Dieser „Lost Place“ ist wunderbar, nur leider nicht, dass er überhaupt zu einem Lost Place geworden ist und so lange blieb. Manche Bauvorhaben sind einfach merkwürdig und was dafür immer weichen muss. Freitag bin ich noch hier an einem recht großen Neubau vorbei, in einem Ort unweit. Vorher stand dort auch schon lange ein lost place, ein sehr altes Haus. Was da jetzt steht kann natürlich viele Menschen beherbergen, das alte Haus wäre aber eher renoviert ein schönes Heim.(ich schweife ab) 😊
    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
    Nina

    • Ich bin ganz froh, dass das Refektorium unter Denkmalschutz stand, sonst wäre das vermutlich schon lange weg. Wenn das gebaute dann auch wirklich so wird wie am Plakat wäre es ja ok. Wobei ich ja gespannt bin, wieviel von der Substanz tatsächlich erhalten werden kann, jahrelange Durchfeuchtung bekommt Mauerwerk normalerweise nicht besonders gut. Wie man auch gut an den bröselnden Sandsteingewänden erkennen kann.
      Dir auch einen schönen Sonntag und liebe Grüße, heike

  3. Interessant, was man so alles in seiner Nachbarschaft findet!
    Ich würde ja liebend gerne ein altes Gebäude renovieren – sozusagen als privates Groß-Projekt. Nur finden sich hier in der Umgebung kaum noch solche Schätzchen.

    Bei deinem Baumstumpf habe ich übrigens zuerst an einen Uhu oder eine Eule denken müssen 🙂

    Einen tollen Start in die Woche,
    Christopher

    • Auf den Dörfern findet sich bestimmt noch was. Oder du ziehst nach Franken 😉 Da findet sich noch einiges. War gerade über das Wochenende in Bamberg. Da kommt auch noch ein Spaziergang, allerdings am anderen Blog (hm-unterwegs.eu).
      Eule oder Uhu ist auch ein Ansatz.
      LG heike

  4. Was diese alten Gemäuer bzw. Lost Places alles erzählen könnten…wie schade, dass viele dem Verfall und sicher baldigem Abriss geweiht sind. Ein abwechslungsreicher Spaziergang war es und die leckere Kaffeetafel im Café zum Abschluss ein lohnendes Ziel .
    Dem Mann weiterhin gute Besserung – einen gemütlichen Abend wünscht dir Marita

    • Danke liebe Marita. Dieses alte Gemäuer dürfte recht viel zu erzählen haben, beim nachlesen darüber erfuhr ich, dass dort im Jesuiten-Refektorium sommers des öfteren Feste gefeiert wurden. Was da wohl so alles geschah? Bei den frommen Brüdern?
      Dem Mann geht es soweit wieder gut. Er ist allerdings recht froh, zum erklimmen des Hausbergs beim Heimweg inzwischen E-Unterstützung am Fahrrad zu haben. Danke für die guten Wünsche.
      LG heike

  5. Bei uns wird auch schon seit ein paar Jahren in der Nachbarschaft gebaut und ein Kran steht fast immer in Reichweite. Die Bauruinen auf deinen Fotos sind zum Teil schon zum Verfall verurteilt. Ich bin überrascht, welche Vielfältigkeit auf einem Spaziergang zu sehen sind.
    L G Pia

    • Ich bin echt gespannt ob und wann das umgesetzt wird, was auf dem Bauplakat angekündigt wird. Die Substanz der Ruine ist ja nicht mehr die Beste nach Jahrzehnten ohne Dach. Und nicht nur du bist überrascht, auch ich habe gestaunt, was man alles in diesem Wäldchen finden kann. Ich habe gar nicht alles gezeigt, 25 Fotos sind nicht viel 😉
      LG heike

  6. ich hoffe sehr, dass dieses ansprechende gebäude im rosenhain wirklich auch gebaut wird! leider kenne ich zu viele, wo die schönsten bauschilder stehen und wo seit jahren nichts passiert ist. ich drücke graz die daumen ;)!
    dein spaziergang hat mir gefallen. ich mag immer gerne auch mal durch wohnviertel schlendern, die dann in wald und wiesen übergehen. schön auch die blicke von oben auf die stadt und das café sieht auch sehr nett aus.
    gute besserung deinem mann. ich habe auch immer noch mit den folgen meiner infektion zu kämpfen, muss mich öfter ausruhen. aber so langsam kommen wenigstens geschmack- und geruchssinn wieder.
    liebe grüße gen süden
    mano

    • Ja, das kennt man hier auch mit den Bauschildern, und dann passiert lange nichts. Mal sehen, wie es mit dem Gebäude ist. Das Schild steht da anscheinend schon länger. Ich hoffe auch, dass da was passiert. Letztes Jahr war im Baugewerbe ja Auftrags- und Preishoch, vermutlich wird erstmal auf wieder bessere Zeiten gehofft.
      Geruchs- und Geschmackssinn hat mein Mann nicht verloren, mich angesteckt zum Glück auch nicht, und gestern meinte er radeln und Stiegen steigen ginge schon wieder fast normal, viel besser als zuletzt. Es wird also. Danke für die lieben Wünsche und Dir und Euch das Beste zurück. Liebe Grüße aus Graz, heike

  7. Liebe Heike,
    bei dem Baustellenmotiv musste ich gerade an diese Fotoaktion „12tel Blick“ oder so ähnlich heißt das wohl, denken. Da geht es darum, jeden Monat ein Fotomotiv von immer dem gleichen Standpunkt einzufangen und so die Veränderungen und die Jahreszeiten zu dokumentieren… Wäre das nicht was? Ich hoffe, von den schönen Schmuckdetails kann wenigstens etwas erhalten werden…
    Viele Grüße sendet Kristina

    • Ich kenne die Aktion 12tel-Blick, habe auch schon überlegt teilzunehmen (anderes Motiv, mein Vorgarten vor den eigenen Baumaßnahmen), dann aber den Start verpasst und beschlossen dass ich nicht überall dabei sein muss 😉
      Bei diesem Gebäude steht der Baustart wohl auch noch in den Sternen, genauere Ankündigungen habe ich bei meiner Recherche jedenfalls keine gefunden.
      LG heike

  8. Liebe Heike,
    boah, was für ein interessanter Spaziergang, direkt von der Haustüre aus… Super! Was allerdings in der nahen Nachbarschaft geschieht, ist weniger schön. Ich mag alte Häuser mit Geschichte auch viel lieber, wie so protzige Neubauten – und natürlich auch Lost Places! Ich bin gespannt, wie es sich weiterentwickelt… Ich denke, du wirst uns berichten ;-).
    Liebe Grüße
    Ingrid

    • Was Spaziergänge angeht, wohnen wir echt schön 😊 Die Gegend verändert sich durch diese Neubauten, weil sie vom Maßstab her so viel größer sind und dichter bebaut als der Bestand vorher. Nachverdichtung im Bestand per se ist ja gut, vorhandene Infrastruktur nutzen und so, aber müssen dafür Häuser abgerissen werden, die noch gar nicht alt sind? Schwieriges Thema 😉
      Bei der Ruine bin ich auch gespannt, wann und wie es dann weitergeht.
      LG heike

  9. Hallo liebe Heike,
    was für schöne und zum Teil morbide, marode Schönheiten auf Deinem Weg zu sehen sind. Die gelbe Villa ist wirklich ein Hingucker und fällt genauso auf der Bagger – da muss ja jemand sehr viel Lust auf Airbrush gehabt haben. Bei uns haben sie meist eine einfache gelbe Farbe – farbenfroh ist da gar nichts.
    Liebe Grüße
    Kirsi

    • Hier sind die Bagger auch selten bis gar nicht so farbenfroh. Deshalb war dieser hier auch ein Foto wert. Letztes Jahr habe ich bei einem Autokran in pink mit Hello Kitty drauf auch abdrücken müssen. Wobei ich ja finde, dass man Sachen für Mädchen nicht immer pink machen muss 😉
      LG heike

  10. Cooler Bagger! Und so alte verlassene Gebäude haben schon was – trotzdem schön, wenn sie wieder bewohnt werden sollen.
    Schön ist es bei euch!
    Hier bei uns stehen wirklich viele Gebäude leer – auch mitten im Dorf…
    Liebe Grüße aus dem lost place Franken zu dir 😉😂!
    Nanni

    • Ganz so Lost ist Franken auch nicht, zumindest Bamberg nicht, da waren wir nämlich Mitte März, Freunde besuchen. Aber Richtung Frankenwald, Fichtelgebirge, auch in der Oberpfalz zu Tschechien hin, ja, das ist ein trauriges Thema. Dafür ist es bei euch auch sehr schön. Und nach eurem Umzug ja auch nicht mehr ganz so ländlich 😉
      LG heike

  11. Ein interessanter Spaziergang, auch bei uns gibt es ganz viele Baustellen. Die Grundstücke sind viel zu viel wert, als das man da nur ein einziges Haus drauf stehen lassen könnte. Der lost place ist schön mit seinen ganzen Graffiti, da darf man auf den Neubau gespannt sein! LG Gabi

    • Ja, hier auch hohe Grundstückspreise und Dichte ausreizen. Deshalb auch der Abriss, vermutlich kommt wieder so eine Beton-Glas-Schachtel hin. Dabei war das Bestandshaus auch schon nicht klein. Auf den Wiederaufbau des Refektoriums bin ich auch sehr gespannt.
      LG heike

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert