Auf dem Pfad der Erinnerung durch Bamberg

Auch wenn dieser Blog hier ein Hobbyblog mit textilem Schwerpunkt ist, konnte ich mein nicht nur berufliches Faible für Innenarchitektur, Architektur und Denkmalpflege nicht ganz verbergen. Vor allem bei den Monatsspaziergängen schimmert genau dieses Faible immer wieder stark durch. Auch diesmal wird es wieder einer dieser Monatsspaziergänge. Ich war nämlich mal wieder in Bamberg. Allerdings diesmal nicht nur um die Freunde zu besuchen, das auch natürlich, diesmal gab es noch einen besonderen Anlass. Ein paar der nach dem Aufbaustudium der Denkmalpflege in Bamberg verbliebenen hatten ein Wiedersehen 20 Jahre nach dem Abschluss organisiert. Und etwa 20 folgten der Einladung und reisten aus allen Teilen Deutschlands, aus Luxemburg und aus Österreich für das Wochenende an. Es gab ein buntes Programm und viel zu erzählen. 20 Jahre sind schließlich eine lange Zeit. Da hatte sich nicht nur bei jeder und jedem Einzelnen so manches verändert, auch im Fachbereich Denkmalpflege hatte sich einiges getan. Zum Monatsspaziergang im Juli gibt es also nun einen kleinen Samstagsspaziergang durch Bamberg mit ein paar nostalgischen Erinnerungen an eine sehr schöne Studienzeit.

Zum Treffpunkt schnell die Abkürzung durch den Innenhof des ehemaligen Jesuitenkollegs genommen. Die Adresse „An der Universität“ weist bereits darauf hin, in Teilen der Gebäude sind universitäre Einrichtungen untergebracht. Für kurze Zeit hatten wir auch in einem der Seminarräume Vorlesungen in Gartendenkmalpflege.
Nahezu alle Vorlesungen und Seminare für den Aufbaustudiengang und dann auch für den Masterstudiengang Denkmalpflege fanden im sog. Hochzeitshaus statt. Und zwar im Raum H218 im 2. Stock des Gebäudeteils an der Austraße. Hinter den Fenstern im obersten Stockwerk saßen wir also und lauschten den Ausführungen der Professoren und Dozenten. Vor den Studenten wurde das Gebäude ganz anders genutzt. Ursprünglich ein Gasthof mit dem Namen „Zum Wilden Mann“ beherbergte es unter anderem Albrecht Dürer im Jahre 1520 für 2 Nächte, wie man der Plakette entnehmen kann. Dann wurde es 1605 von der Stadt übernommen und als Bürgertrinkstube neu erbaut.
Der regnitzseitige Gebäudeteil, damals „In der Grethen“, nun Am Kranen, wurde 1610-14 als städtisches Festhaus, eben als Hochzeitshaus, neu erbaut und bis 1720 als solches genutzt. Seit 1723 wird es als Bildungsstätte genutzt. Und weil das Portal in der Austraße verschlossen war, sind wir um den ganzen Block zum Eingang am Kranen und dort ins Gebäude.
Im Raum H218 befindet sich eine Darstellung der Hochzeit zu Kana in einer wieder freigelegten Wandnische. Der Rest des Gebäudes atmet den Charme der 1970er Jahre, dann da wurde das 1945 durch einen Bombentreffer weitgehend zerstörte und 1950 wiederaufgebaute Hochzeitshaus renoviert und das bis dahin einigermaßen unversehrte Gebäude an der Austraße abgebrochen und unter Verwendung der alten Gewände an der Fassade erneuert.
Der Blick ist immer noch der gleiche wie vor 20 Jahren.
Danach waren wir im Welterbezentrum zu Gast bei Heinrich und Kunigunde und der Architekt des aus Ruinen errichteten Gebäudes erzählte uns Interessantes zum Gebäude und zur Verwendung von Wasserkraft unter dem Gebäude aufgrund alter Wasserrechte.
Das Stadtmodell haben wir dafür leider nicht angetroffen, das befindet sich bereits seit längerem auf Erholungsurlaub. Trotzdem gut erkennen kann man die Umrisse des Welterbebereichs und die Gliederung in 3 Bereiche. Ganz oben die Bergstadt an den Flanken des Steigerwalds, zugleich die geistliche Stadt mit Dom und Kloster St. Michael und weiteren Kirchen. Zwischen Regnitz und Main-Donau-Kanal die bürgerliche Inselstadt. Und unten dann die sog. Theuerstadt mit den großen Gärtnerflächen.
Das Zentrum Welterbe befindet sich mitten im Fluss Regnitz inmitten des Bereiches Untere Mühlen. Einige der im 19. Jahrhundert erneuerten und nun ehemaligen Mühlen sind links zu sehen. Der Turm in Bildmitte im Hintergrund, das ist das Alte Rathaus mit dem vorgelagerten Rottmeisterhäuschen aus Fachwerk.
Ich habe ein bisschen in meinem Fotoarchiv gekramt und doch tatsächlich ein Foto vom Juni 2007 vom Grundstück gefunden. Auf dieser L-förmigen Fläche wurde unter Einbeziehung der Fassadenreste aus Sandstein das Zentrum Welterbe errichtet. Hier findet man auf der Seite der Statiker noch ein paar Fotos von der Bauphase. Architekt Rosenberg hatte auch noch einige Fotos von der Baustelle dabei, allein die Grube für die Turbinen war gigantisch.
Nächster Programmpunkt, die Glasfenster von Markus Lüpertz in St. Elisabeth. Hier habe ich bereits darüber geschrieben. Der Vortrag unserer Kommilitonin Lore, ihres Zeichens Gästeführerin, war jedoch ungleich informativer und interessanter.
Nach so viel Wissenswertem tat die Kaffeepause richtig gut. Bevor wir uns frisch gestärkt zum nächsten Programmpunkt aufmachten.
Und am Weg entlang der Sandstraße allerlei Kurioses entdeckten.
Das Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien gab es vor 20 Jahren noch nicht. Umso interessanter, nun einen kleinen Einblick in die Labors und Räumlichkeiten zu erhalten. Auch das während unseres Studiums in einem anderen Gebäude verortete Dendrolabor zog mit zum neuen Standort. Dendrochronologie, also Holzaltersbestimmung, kann das Fälljahr von historischen Hölzern mittels Jahresringen bis zur Rinde bestimmen.
Mit der verirrten Gondel schließt sich der Kreis. Bzw. mit dem Gebäude rechts, denn wir sind wieder am Hochzeitshaus am Kranen angelangt.

Aber natürlich war der Tag noch nicht zu Ende. Was wäre ein Wochenende mit Schwelgen in alten Erinnerungen ohne einem Gang auf die Keller? Aber das ist eine andere Geschichte. Die ebenso wie unser Spaziergang im Hain einen eigenen Beitrag bekommt.

Der Pfad der Erinnerung jedenfalls spaziert nun zum Monatsspaziergang im Juli bei Kristina Schaper. Es war mir wie immer eine Freude.

17 Kommentare

  1. Unglaublich! Ich muss auch mal wieder nach Bamberg. Das Zentrum Weltkulturerbe hab ich überhaupt noch nicht gesehen. Ich war vor vier Jahren zuletzt dort und vermutlich zu sehr auf die Gebrauchtwarenläden fixiert… 🙈😂

    Ganz liebe Grüße von Elke

    • Ich kannte das Zentrum bisher auch nur von außen aus der Ferne. Drinnen war ich auch zum ersten Mal. Aber Bamberg und das Wasser, ich mag es so sehr. Ein Beitrag zum Hain ist bereits in Vorbereitung, da war ich auch endlich mal wieder. Und habe die zumindest für mich neue Fähre bei der Villa Concordia getestet 😊
      GLG heike

  2. Dann war ja dieser Monatsspaziergang ganz besonders für Dich. Erinnerungen und Berufung. und ich finde, auch das kann unter Hobby fallen ☺️ neben Deinem Beruf sich für Architektur Geschichte usw zu interessieren und uns näher zu bringen
    Liebe Grüße
    nina

    • Stimmt, dieser Monatsspaziergang war diesmal sehr subjektiv besonders 😊 Deshalb auch erst so spät. Und ich hätte noch ein paar mehr Spaziergänge, aus Bamberg und aus der Oberpfalz. Ein bisschen was werde ich noch berichten, hier und auf hm-unterwegs.eu
      Mal sehen, was sich so zwischen den Urlaubstagen ausgeht.
      Liebe Grüße heike

  3. Da hst du einen ganz besonderen Monatsspaziergang mit vielen Erinnerungen gemacht. Deinen Beitrag finde ich sehr spannend, zeigt er mir doch, daß ich mich mal eingehender mit der Geschichte befassen sollte. Auch wir sind öfter in Bamberg, haben aber noch nie eine Stadtführung gemacht. LG Gabi

    • Während des Studiums haben wir uns recht viel mit der Stadt Bamberg beschäftigt, in Form von Seminaren, Referaten, Führungen, Bauuntersuchungen, etc. Und gerade liegt die zweibändige Ausgabe zu Stadtdenkmal und Denkmallandschaft Bamberg aus der Reihe Die Kunstdenkmäler von Bayern vor mir, weil ich nach unserem Besuch mal wieder Feuer gefangen habe und außerdem noch Beiträge zum Hain und zu den Bierkellern geplant habe (allerdings am anderen Blog hm-unterwegs.eu, wo sich bereits ein paar Beiträge zu Bamberg befinden). Und die Gärtner und Häcker wären auch ziemlich spannend. Mal sehen, wann sie ihren Auftritt bekommen. Lustig, dass ihr auch öfter in Bamberg seid. Für eine Stadtführung kann ich übrigens Lore (oben verlinkt) sehr empfehlen, ich mag ihren Stil sehr.
      Liebe Grüße, heike

  4. Oh, was für ein toller Monatsspaziergang, Bamberg ist eine sehr interessante Stadt. Bisher habe ich es leider noch nicht dorthin geschafft, würde mich aber schon sehr reizen.
    Liebe Grüße,
    Claudia

    • Ein Besuch in Bamberg zahlt sich aus. Dann aber genügend Zeit mitbringen, denn es gibt viel zu sehen und zu erkunden. Nicht nur im Zentrum. Da wir zumeist mehrmals im Jahr in Bamberg Freunde besuchen, wird es bei mir auch immer mal wieder über Bamberg zu lesen geben. Bzw. habe ich diesen März auch auf hm-unterwegs.eu ein paar Beiträge zu Bamberg veröffentlicht. Nur so zur Info 😉
      LG heike

  5. Ein richtig schöner Spatziergang, auf den du uns hier mitgenommen hast!
    Da muss ich wohl auch mal wieder nach Bamberg … lang, lang ists her 😀

    VG
    Christopher

    • Auch in denkmalgeschützten Städteensembles verändert sich bisweilen was 😉 Und ich finde ja, man kann nicht oft genug nach Bamberg fahren 🙂
      LG heike

  6. Wie immer eine schöne Zeit mit euch in Bamberg.
    Bei einigen Bildern musste ich echt überlegen, wo die gemacht wurden.
    lg
    elmar

    • Wie immer eine schöne Zeit bei und mit euch in Bamberg 🙂
      Bei der Vielzahl an Fotos die ich ständig mache ist es ja auch schwierig 😉
      LG heike

  7. Ein Erinnerungsspaziergang! Das ist eine feine Sache – ich erinnere mich, dass einer der ersten Monatsspaziergangsbeiträge der Schulweg einer Teilnehmerin war…
    Ich war noch nie in Bamberg. Sieht aus, als würde es mir gefallen dort 🙂
    Viele Grüße
    Kristina

    • An den Schulweg erinnere ich mich auch. Das war nett. Und Bamberg würde dir sicher gefallen. Ich hätte auch noch ein paar aufgelassene Glashäuser für dich 😉
      LG heike

  8. Liebe Heike, das ist ein wunderschöner Bericht über das unvergessliche Wochenende. Es schwingt immer noch in mir nach. Es hat mich gefreut Euch alle wiederzusehen. Viele Grüße aus Bamberg

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