Monatsspaziergang mit dem Besuch in die Stadt

Im Arbeitsalltag mit einem 40-Stundenjob hat man meist keine Zeit und auch kein Auge für die Schönheit der eigenen Stadt. Als ich noch im Zentrum mitten in der Kulturerbezone gearbeitet habe, habe ich noch mehr davon mitbekommen. Aber seit ich eher an der Peripherie arbeite, komme ich nur mehr sehr selten in die Innenstadt. Es ist nicht wirklich die Peripherie, der tatsächliche Stadtrand ist noch ein gutes Stück entfernt, aber es fühlt sich so an. Und im Urlaub fährt man zumeist weg. Schließlich will man mal was anderes sehen. Oder man besucht wie in meinem Fall die etwa 500km entfernt lebende Familie. Haben wir in unserem Sommerurlaub alles gemacht. Familie besucht, ein Wiedersehen mit den ehemaligen Kommilitonen nach 20 Jahren gab es auch, und wir sind ein paar Tage weggefahren (hier zu finden). Dazwischen waren wir aber auch ein paar Tage daheim. Und wir hatten lieben Besuch. Und was macht man mit Besuch? Man zeigt, wie schön die eigene Stadt ist. Oder erinnert die Freundin daran, schließlich hatte sie selbst mal ein paar Jahre hier gelebt. Die Familie des Studienkollegen, die auf dem Weg nach Kroatien bei uns Halbstreckenzwischenstopp einlegte, und die Tochter der Freundin hingegen kannten Graz noch nicht. Also durfte ich mal wieder ein paar meiner Lieblingsecken zeigen. Und wenn man mich nicht stoppt kann das dauern 😉

Vor allem, wenn man wie wir an beiden hintereinanderliegenden Tagen zu Fuß in die Innenstadt geht. Denn am Wegesrand meines bevorzugten Weges in die Innenstadt liegen bereits einige interessante Punkte. Direkt oder mit einem kleinen Schlenker. Zu diesem Monatsspaziergang im August zeige ich euch also meinen Lieblingsweg in die Stadt nebst einiger kleiner Abstecher.

Keine Sorge, die Vorgaben des Monatsspaziergangs mit max. 25 Fotos sorgen dafür dass das hier und jetzt nicht ausufert. Und mir noch genug Material für viele weitere Monatsspaziergänge aus Graz bleibt. Ideen hätte ich genug.

Zur Haustür raus und am Ende der Gasse den Hügel hinunterrollen landet man am Hilmteich. Wenn genug Zeit und Muße ist, geht man nicht entlang der Hilmteichstraße, sondern macht den kleinen Schlenker durch den Park und am Teich entlang bis zum Beginn der Schubertstraße.

Die Enten am Hilmteich und auch der Hilmteich selbst sind immer wieder eine Erwähnung und mindestens ein Foto wert. War echt schwierig auszuwählen 😉
Nach dreieinhalb Tagen Dauerregen hatte es zu Mittag endlich aufgehört zu regnen und sogar die Sonne blitzte hervor. Eis gab es trotzdem keines am Hilmteich. Schade, hätte gerade gut zu unserem Spaziergang gepasst.

Also weiter in die Schubertstraße. Die ist um einiges angenehmer zu gehen und zu radeln als die vielbefahrene Heinrichstraße, auch wenn es der etwas längere Weg ist. Und mit den Baumreihen und den gründerzeitlichen Villen in grünen Gärten auch angenehm fürs Auge. Auch der Botanische Garten liegt an der Schubertstraße.

Und weil noch Öffnungszeit war und das Tor so einladend offen stand haben wir gleich den nächsten Schlenker gemacht. Allerdings nur durch den Park. Die Tour durch die Gewächshäuser und den Freibereich behalte ich mir für einen eigenen Monatsspaziergang irgendwann mal vor. Schon allein die neuen Gewächshäuser sind sehenswert.
Aber auch das kürzlich renovierte historische Gewächshaus.
Und der Glasgang zwischen straßenseitigem Altbau und gartenseitigem Neubau (naja, mit Errichtung in den 1990er Jahren eigentlich auch schon etwas älter) der Pflanzenwissenschaften ist auch ein Foto wert.
Pflanzensensibilisiert fiel dann natürlich auch dieses hübsche Fensterbrett in der Schubertstraße auf.
Und schon folgt der nächste Schlenker. Denn die 2019 fertiggestellte Erweiterung der Universitätsbibliothek mit spektakulärer Aufstockung kannte selbst die Freundin noch nicht. Die Auskragung war eine statische Herausforderung. Die Finanzierung der Kostensteigerung dann auch. Ich mag ja vor allem das Kunstwerk an der Untersicht, die „Perspectiva Practica“ der österreichischen Künstlerin Anna Artaker. Es ist ein 220-fach vergrößerter Kupferstich aus der Renaissance. Vorlage war eine Illustration gleichen Titels aus dem Lehrbuch des französischen Renaissance-Gelehrten Jean Du Breuil von 1642.
Auf der anderen Seite des Hauptgebäudes ist das nächste Bauvorhaben für die Uni Graz auch bereits auf Schiene. Der nach der Abspaltung der medizinischen Fakultäten und der Errichtung des Campus der neugegründeten Meduni nahe des Universitätsklinikums (hier habe ich LKH und neue Meduni im Rahmen des Monatsspaziergangs vorgestellt) obsolet gewordene Komplex der ehemaligen Vorklinik soll nun einem gemeinsam mit der TU Graz betriebenen Center of Physics weichen.
Die ersten Abbrucharbeiten haben bereits begonnen. Und leider mussten wieder mal zuerst die alten Bäume weichen. In diesem Fall mehrere Platanen mit etwa 1,5m Stammdurchmesser.
Weil bei gar so vielen Umwegen die Stimmung und der Blutzuckerspiegel vor allem bei der Jüngsten etwas unten war, haben wir uns dann in der Zinzendorfgasse endlich mit einem Eis gestärkt. Und weil es gar so lecker war am nächsten Tag mit der um 9 Köpfe erweiterten Runde gleich nochmal 🙂
Die Blumenwiese gab es allerdings nur am Sonntag zu sehen. Mit der Montagsrunde gab es dann doch noch einen weiteren Abstecher. Diesmal also an der anderen Seite des Forum Stadtpark vorbei und entlang des ehemaligen Stadtgrabens durch das Burgtor in die Stadt.
Ziel war die gotische Doppelwendeltreppe von 1499 in einem der wenigen noch verbliebenen historischen Teile der Grazer Burg.
Dom und Mausoleum als weitere Teile der Stadtkrone haben wir uns nur aus der Ferne bzw. im Vorbeigehen angesehen. Ebenso Stadttheater und Alte Universität in der Hofgasse am Weg Richtung Sporgasse. Und natürlich die historische Ladenfront der Hofbäckerei bewundert.
Am unteren Ende der Sporgasse, übrigens einer der ältesten Grazer Straßenzüge, befindet sich dann auch der Hauptplatz.
Derzeit durchfahren noch alle 6 Straßenbahnlinien die Herrngasse zwischen Jakominiplatz und Hauptplatz, eine Ausweichroute durch die Neutorgasse ist derzeit in Bau. Die Bim hier ist allerdings eine historische Garnitur. Ab und zu gibt es Sonderfahrten mit einer der historischen Garnituren aus dem Tramwaymuseum am Ende der Linie 1 in Mariatrost.
Ein Besuch in Graz wäre nicht vollständig ohne den Landhaushof gesehen zu haben. Und jetzt sind wir dann auch endlich im Zentrum der Altstadt angekommen.

Und was haben wir dort dann noch unternommen?

Am Sonntag waren wir mal wieder im Naturkundemuseum im Komplex des Landesmuseum Joanneum. Während die Jüngste voller Begeisterung alles genau betrachtete und jedes interaktive Display ausgiebig ausprobierte, nebst Mama also gut beschäftigt war, haben wir uns die gerade laufende Ausstellung zur biedermeierlichen alpinen Landschaftsmalerei in der Neuen Galerie angesehen. Das Naturkundemuseum hatten wir heuer ja bereits zweimal, kurz nach Neujahr und am Ostermontag.
Und wir haben uns den Wasserstand der Mur angesehen. Während südlich von Graz, in der Südoststeiermark und auch in Slowenien in weiten Teilen Überflutungen mit Evakuierungen und Straßensperrungen waren, kam Graz glimpflich davon. Einzig die tieferliegende Murpromenade wurde teilweise überschwemmt. Als wir dort waren waren die Pegel überall bereits wieder am Sinken.
Am Montag haben wir auf Wunsch der neu hinzugekommenen Gäste als Abschluss noch den Schloßberg erklommen. Natürlich wieder über die Stiegenanlage. Ich kann nie genug bekommen von diesem Stadtblick.
Der Plan war oben im Biergarten zu Abend zu essen. Allerdings war dort ein Konzert und wir nicht alleine oben. Es war sogar rundum ziemlich voll. Und der Sonnenuntergang versprach auch schön zu werden. Also haben wir uns an der Ausschank Essen und Trinken mitgenommen…
… und den Sonnenuntergang vom obersten Plateau aus genossen.
Die jüngeren und mutigeren der Truppe sind dann auf den letzten Drücker mit der Erlebnisrutsche nach unten gerutscht. Ich habe noch das eine oder andere Stimmungsfoto gemacht und bin dann mit den wenigen die Stiege bevorzugenden wieder abgestiegen.

Das war unser Fußweg in die Stadt und ein bisschen Stadtprogramm. Wer den Weg nachvollziehen will, allerdings ohne Schlenker, wir sind ab Hilmteich die Schubertstraße stadteinwärts, über den Sonnenfelsplatz in die Zinzendorfgasse, geradeaus weiter durch den Stadtpark in die Sauraugasse. Dort dann nach der Tiefgarageneinfahrt links in den ehemaligen Pfauengarten. Längs über den Karmeliterplatz und links die Sporgasse hinab bis zum Hauptplatz. Alternativ könnte man auch die Sauraugasse weitergehen und bei der Mündung in die Paulustorgasse links. Dann trifft man geradeaus auf die Sporgasse, hat allerdings nicht den schönen Blick auf den Uhrturm, den man beim schlendern über den Karmeliterplatz hat. Sollte es euch also mal nach Graz verschlagen, wisst ihr jetzt schon mal einen schönen Weg. Wer hart im Nehmen ist, darf sich auch bei mir melden 😉

Unser kleiner Spaziergang in die Stadt wandert nun noch zum Monatsspaziergang im August, wo Kristina weitere schöne Spaziergänge sammelt und selbst durch den Tivoli in Kopenhagen schlendert. Vorbeischauen lohnt sich. Bis zum nächsten Mal, es war mir wie immer eine Freude!

13 Kommentare

  1. Immer wieder: Sauschön, diese Stadt! Vor allem diese architektonischen Besonderheiten wie diese Treppe. Leider käme ich die momentan weder rauf noch runter, ob auf den Schlossberg, das ist auch die Frage. Wäre aber sehr schade.
    Hab eine gute neue letzte Augustwoche!
    ❤️lich
    Astrid

    • Schloßberg wäre kein Problem, man kann auch mit dem Lift bis zum Uhrturmplateau oder der Standseilbahn bis fast ganz oben fahren. Und ganz viel kann man öffentlich fahren. Durch die Schubertstraße am Botanischen Garten vorbei gibt es sogar einen Cabriobus. Selbst gehmalad könnte man also viel sehen 😉 Alles Gute dir und liebe Grüße, heike

  2. Der Botanische Garten war gleich Dank der midern gestalteten Glasdächer ein Hingucker für mich und ich freue mich schon auf den entsprechenden Beitrag 😊 Aber auch alles andere durch Deine kündigen Augen betrachtet war und ist lohnend. Die Doppelwendeltreppe! und die Aussichten!
    Danke für ein Stück Deiner Heimat
    liebe Grüße und gute Woche
    nina

    • Mal sehen wann ich den Beitrag schaffe. Ich gehe immer nur vorbei, muss mir jetzt endlich mal wieder richtig Zeit für die Gewächshäuser nehmen. Und die Doppelwendeltreppe ist richtig schwer zu fotografieren, die muss man in echt erleben. Wirklich ganz besonders. Und von außen so absolut unscheinbar. Oh, es gibt noch so viele Ecken, die man zeigen kann.
      Liebe Grüße, heike

  3. Servus Heike, danke für diese interessante und ausführliche Stadtführung. Mir ist nur die Altstadt und natürlich der Uhrturm bekannt auch das Kongresszentrum kenne ich.
    Vom Botanischen Garten in Graz habe ich noch nie gehört. Vielleicht schaffe ich wieder einmal einen Stadtbesuch.
    LG aus Wien

    • Von Wiener Botanischen Garten weiß ich auch erst seit letztem Jahr. Der gefiel mir gut. Ein Besuch in Graz wäre also durchaus mal wieder lohnenswert 😉
      Liebe Grüße, heike

  4. Liebe Heike,
    so eine lebendige und vielseitige Stadt, in der du lebst….besonders beeindruckend und imposant finde ich ja den ausladenden „Überbau“ der Universitätsbibliothek. Wie bei Kristina finde ich das große Format der Fotos in deinem Beitrag klasse, da wirkt alles viel authentischer und eindrucksvoller.
    Ein erfrischendes Eis nehme ich jetzt auch gerne. 😉
    Lieben Gruß von Marita

    • Ja, heute ist wieder so ein Tag, wo man sich über ein Eis wirklich freut. Aber auch ganz schnell schlecken muss, weil es sofort zerfließt 😉 Die Auskragung finde ich total wahnsinnig. Die statischen Kräfte mag ich mir gar nicht vorstellen, die das in Position halten. Und das Motiv des Kunstwerks ist gut gewählt 😊
      Liebe Grüße heike

  5. Liebe Heike,
    eine wunderschöne Stadt, von der du bestimmt noch ganz viel zu zeigen hast. Ich bin begeistert und auch mich hat besonders die Auskragung der Universitätsbibliothek beeindruckt, aber auch die Gewächshäuser, die fantastische Doppelwendeltreppe, der Stadtblick von oben und der Sonnenuntergang! Danke für’s Mitnehmen!
    Liebe Grüße
    Ingrid

    • Liebe Ingrid, oh ja, es gibt noch viel zu zeigen. Diesmal waren es ziemliche Highlights, mal sehen, was es beim nächsten Mal wird.
      Liebe Grüße, heike

  6. Das Foto mit der Doppelwendeltreppe ist der Hammer. Also ich bin wieder sehr gerne mit dir den Spaziergang Virtuell mitgegangen und muss zum wiederholten mal sagen, Granz wäre sicher eine Reise wert.
    L G Pia

    • Danke liebe Pia. Dabei finde ich die Doppelwendeltreppe fotografisch recht schwer einzufangen. Aber Detailfotos, die nicht alles zeigen, sind meistens sowieso spannender 😉
      Liebe Grüße, heike

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