Praktisch ein Hosenrock

Es ist bereits September und der Hochsommer damit praktisch vorbei. Da wir jedoch in südlichen Gefilden am Meer unterwegs sind, habe ich mir im August genau für diesen Urlaub einen Hosenrock genäht. Erstens weil wir auf einem Segelboot urlauben und mir so ein weites Dingens, das aussieht wie ein Rock, aber eigentlich eine Hose ist, zu diesem Zweck recht praktisch erschien. Und auch, weil mir bereits beim Kauf des sehr dünnen Baumwollstoffs beim Schneidereimarkt im April genau so ein Mittelding zwischen weitem Rock und Hose vorschwebte. Die Umsetzung dauerte dann allerdings ein bisschen. Auch weil ich mich erst mal auf die Suche nach einem Schnitt gemacht habe. Dank Constanze, die mir zu unserem Nähwochenende in Mettingen zwei Burdahefte mit jeweils einem Hosenrockschnitt mitbrachte, kam dann auch endlich ein bisschen Fahrt auf. Allerdings habe ich diese beiden Schnitte, leider erst nach dem abpausen, wieder verworfen. Zumindest für den gewählten Stoff. Es ist nicht auszuschließen, dass zumindest einer der abgepausten Schnitte mit einem Wollstoff doch noch umgesetzt wird. Für die dünne Baumwolle habe ich mich bereits in Mettingen erneut auf die Suche gemacht. Und mir einen Burda Einzelschnitt mit 3 Varianten bestellt. Der es dann letztendlich auch wurde. Wenn ich auch hier wieder ein bisschen was anders gemacht habe.

Der Schnitt

Für meinen Hosenrock hatte ich ein bestimmtes Bild vor Augen. Nämlich eine Art Wickelrock, zumindest von vorne. Gefunden habe ich diesen Wickelhosenrock in einem Burda-Einzelschnitt. Die Variante B kam meiner Vorstellung dann recht nahe.

Der Schnitt führt zu einem Hosenrock mit unten sehr weiten Beinen. Am Bund gibt es vorne und hinten jeweils 2 Abnäher. Der Bund hat einen Beleg. Geöffnet wird der Hosenrock mittels nahtverdecktem Zipp. Die Seitennähte sind etwas nach vorne versetzt. Das Stoffstück, das eine Anmutung von Wickelrock herstellt, wird in einer der Seitennähte mitgenäht und auf der anderen Seite an der oberen Ecke befestigt.

Um die Passform zu ermitteln, habe ich die Seitennähte und auch die Innenbeinnähte zunächst mit dem größten Stich geheftet. Und festgestellt, dass, dem perimenopausalen Leibesumfang geschuldet, die Abnäher am Bund etwas weniger sein könnten. Ich habe sie hinten also etwas weniger breit und auch weniger tief abgenäht. Die vorderen Abnäher habe ich gleich ganz weggelassen. Dementsprechend musste dann auch der Bundbeleg angepasst werden.

Was habe ich geändert?

Zuallererst habe ich dem Hosenrock Taschen spendiert. Der Schnitt hat im Original keine Taschen, in keiner der 3 Varianten. Und das geht gar nicht. Dadurch musste ich dann aber überlegen, wo der nahtverdeckte Zipp am besten plaziert wird. Der Schnitt sieht den Zipp in der Seitennaht vor. Da sind jetzt aber die Nahttaschen. Nach etwas hin und her überlegen habe ich den nahtverdeckten Zipp dann wie bei einer klassischen Hose in der vorderen Mitte platziert. Dadurch erhält dann auch die Wegklappmöglichkeit des zusätzlichen Stoffteils einen Sinn. Denn warum konstruiert man einen Schnitt, bei dem man dieses Teil wegklappen kann, wenn es eigentlich gar nicht nötig wäre? Bei mir verdeckt nun dieser Klappteil den Zipp.

Nahtverdeckter Zipp in der vorderen Mitte.

Die Länge habe ich auch verändert. Bzw. habe ich die längere Variante A genäht und das zusätzliche Klappteil von Variante B dementsprechend verlängert.

Der Hosenrock von vorne.
Nochmal von vorne, diesmal aufgeklappt.
Und der Hosenrock von hinten.
Der Hosenrock hat keinen offensichtlichen Bund, sondern einen innenliegenden verstärkten Beleg.
Der Klappteil hat eine kleine genähte Schlaufe bekommen, der Knopf als Gegenstück wurde am Beleg angenäht.

Tragefotos

Weil dies hier ja der MeMadeMittwoch ist, gibt es natürlich auch Tragefotos vom Hosenrock. Ganz frisch im Urlaub am Meer aufgenommen.

Beim Wasser tanken und Einkaufen im Hafen von Sali auf Dugi Otok bewährt sich der Hosenrock nebst frisch vom Kleid zu Bluse verkürztem Oberteil genauso
Wie an Bord. Steuern war allerdings zum Zeitpunkt nicht mehr nötig, da bereits an Boje ruhend. Aber die Farbe des Steuerrads harmonierte einfach zu gut 😉
  • Schnitt/Anleitung: Burda Style 6980
  • Material: 1 Coupon dünne indische Baumwolle, gekauft am Stand von Karlotta Pink am Wiener Schneidereimarkt im April 2024; nahtverdeckter Zipp vom Hirt in Graz; Knopf aus dem Fundus
  • Kosten: ca. 40€
  • Werkzeug: Nähmaschine, Overlock zum versäubern
  • Arbeitszeit: ca. 5 Stunden

Ganz aktuell aus dem Urlaub also gibt es bei mir nochmals Urlaubsgarderobe zu sehen. Ob noch eine der gutgekleideten Damen in selbst gefertigter Kleidung in Urlaubs- und Sommerlaune ist oder ob doch bereits der Herbst Einzug gehalten hat, kann man drüben beim MeMadeMittwoch im September herausfinden. Wohin ich mich auch kurz begebe, lesen und kommentieren werde ich diesmal jedoch vermutlich erst mit Verspätung nach dem Urlaub schaffen.

Der Urlaub am Meer mit neuem Hosenrock verschafft mir außerdem noch ein Häkchen beim BINGO! Von antetanni, denn Meer geht immer.

27 Kommentare

  1. Menno, da wird man ja voll glusserd auf Urlaub 😎 . Da hast du den Rock voll gut in Szene gesetzt. Der Schnitt ist richtig raffiniert mit der optischen Täuschung von vorne. Und ganz egal wie der Wind weht, der Rock sitzt 😉! Einen wunderschönen Urlaub wünsch ich euch, glg Ingrid

    • Genau das war der Gedanke. Egal wie der Wind weht, der Rock zeigt nicht mehr Blöße als er soll. Weil er eigentlich eine Hose ist 😊 Nur so funktioniert auch für mich ein Wickelrock.
      Dieser Urlaub ist der erste Segelurlaub überhaupt für uns, so schön dass die Freunde uns mitgenommen haben. Und genießen es gerade sehr 😊
      Danke liebe Ingrid und liebe Grüße, heike

  2. Schön, dass du einen Schnitt gefunden hast, der deiner Vorstellung entspricht; das ist, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann, gar nicht so einfach.
    Und das Ergebnis sieht klasse aus, praktisch und schick.
    Dir noch einen erholsamen Urlaub und lieben Gruß von Susanne

    • Ich hatte ein Bild vor Augen, und habe dann ein bisschen gesucht. Ein Culotte-Schnitt hätte vermutlich auch funktioniert, und das Panel davor konstruiert. Aber so war es natürlich besser. Und der Schnitt funktioniert auch ohne Panel, nur als Culotte, ganz gut.
      Danke liebe Susanne und liebe Grüße, heike

  3. Genial! ich liebe aus genau diesen Gründen Hosenröcke (aber gibt s nie für mich zu kaufen und so gut nähen…) Der Stoff ist spitze und das Modell auch! Und die Umgebung auch. 😀 Und natürlich der Hosenrocke sowieso, wie kann man da einen Schnitt ohne Taschen entwerfen?! Das er mit dem Knopf geschlossen und nicht mit einem Band gebunden wird, finde ich super und das i Tüpfelchen.
    Habt eine schöne Zeit noch, Ahoi und liebe Grüße
    Nina

    • Den Vorteil von Hosenröcken habe ich gerade erst entdeckt. Für einen Segeltörn wirklich praktisch. Warum man Hosen und überhaupt Kleidung ohne Taschen entwirft, verstehe ich auch nicht. Das ist dann der Vorteil beim selbst nähen 😊
      Liebe Grüße, heike

  4. Schön sieht er aus der Hosenrock und praktisch ist er auch. Ich finde es verständlich, daß du bei einem neuen Schnitt ein Weile gebraucht hast, wenn du da gleich noch Änderungen eingearbeitet hast. Und Taschen sind sowieso sehr wichtig. Viel Spaß noch im Urlaub! LG Gabi

    • Am längsten habe ich für diverse Entscheidungen gebraucht, genäht war er eigentlich schnell. Und mit allen Anpassungen bin ich sehr zufrieden.
      Liebe Grüße, heike

  5. So ein Wickel-Hosenrock ist eine wirklich praktische Sache! Und sieht auch noch sehr schick aus aus diesem Stoff. Dass du dir Taschen dazu konstruiert hast, kann ich sehr gut verstehen – die braucht man doch immer!
    Ich wünsche dir noch einen erholsamen Urlaub mit herrlichen Erlebnissen!
    Liebe Grüße von Doro

    • Ich habe den Stoff gesehen und wusste genau was ich daraus haben will. Das passiert mir echt selten. Und Taschen sind ein Muss. Auch wenn sie immer aufhalten im Nähprozess, sind sie nicht da , ärgere ich mich sehr lange.
      Liebe Grüße, heike

  6. Ich finde Hosenröcke auch total super, schön, praktisch, variantenreich, perfekt für sportliche Events und dabei gut aussehen, bei Burda gibt es einige, ich finde die wirklich toll. LG Anja

  7. Sieht super aus das Teil, liebe Heike und du darin auch mega. Raffiniert finde ich ja vorne den „Verschluss“, der dem Hosenrock den besonderen Pfiff gibt.
    Schönen Urlaub weiterhin – lieben Gruß von Marita

    • Danke liebe Marita 😊 Dieses Panel vorne hatte ich mir unbedingt eingebildet, weil es dann zumindest von vorne noch mehr wie Rock wirkt. Und bin total happy mit dem Ergebnis.
      Liebe Grüße, heike

  8. Liebe Heike – wow, was für ein cooles Teil! Allein die Idee, mit so einem Extra-Rockteil zu arbeiten und nicht „einfach nur“ mit entsprechend weiten Beinen! Und dann der Stoff… sehr, sehr lässig! Genieß das gute Stück & die Reise (das türkise Wasser sieht verboten verlockend aus…).
    Herzlich: Charlotte

    • Ich habe es mir so vorgestellt, und Burda hatte den passenden Schnitt. Naja, fast. Aber mit den vorgenommenen Adaptierungen wurde es tatsächlich wie vorgestellt 😊
      Danke und liebe Grüße, heike

  9. Liebe Heike,
    da hat sich das lange Suchen doch gelohnt, denn der Rock sieht ganz perfekt aus! Und toll, dass du sogar die sinnlose Abklappung in ein sinnvolles Detail verwandeln konntest!
    Liebe Grüße
    Nanni

    • Bei manchen Details hinterfrage ich schon mal die Sinnhaftigkeit 😉 So macht die Öffenbarkeit des Panels wenigstens Sinn. Sollte ich den Hosenrock nochmal nähen (hätte schon einen passenden Stoff dafür), werde ich aber nochmal etwas adaptieren.
      Danke liebe Nanni und liebe Grüße, heike

  10. Super gut, steht dir dein rotes Outfit! Richtig großartig und wie du ja schon in der Überschrift schreibst: praktisch. hosenröcke haben einfach was für sich und sehen dazu auch noch gut aus.
    LG Miriam

    • Danke liebe Miriam 😊 Ich bin auch richtig angetan, wie praktisch und doch kleidsam so ein Hosenrock ist 😊
      Liebe Grüße, heike

  11. Ein toller Hosenrock, ein massgeschneidertes Urlaubsteil. Deine beschriebenen Anpassungen zwecks der Taille, kenne ich auch, in der Zwischenzeit schaue ich nach Schnitten mit Falten, herrlich zum anpassen. Wie gut das wir das können. LG Jeanette

    • Genau, wie gut dass wir anpassen können. Inzwischen denke ich auch meistens daran, die Belege erst nach der Anpassung zuzuschneiden 😉
      Liebe Grüße, heike

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