Ein Museumsbesuch und Heimweg im Regen

Vor etwas mehr als einem Jahr, Ende Oktober, war ich mit einer Freundin in der Neuen Galerie, um eine Ausstellung zu besuchen. Und jetzt endlich berichte ich dann doch noch darüber. Ursprünglich hatte ich einen Monatsspaziergang dazu geplant, doch es kam ein anderer dazwischen, und dann war die Gelegenheit verpasst. Bis Nicole Anfang dieses Monats auf die Suche nach Schönen Dingen ging. Und da fielen mir die Fotos vom Museumsbesuch und vom nassbunten Heimweg wieder ein. Jahreszeitlich passten die Fotos, und zum Vergammeln auf der Festplatte waren sie eigentlich auch zu schade. Nur als Ausstellungsinfo kommen sie zu spät, beide Ausstellungen sind schon lange beendet.

„Ladies and Gentlemen“ hieß die Ausstellung, die wir sehen wollten. Im Jahr zuvor gab es eine sehr interessante Ausstellung mit dem Titel „Ladies First“, bei der Werke von Künstlerinnen des 19. und 20. Jahrhunderts mit Steiermarkbezug gezeigt wurden. Einige Namen waren durchaus bekannt, viele jedoch eher nicht. „Ladies and Gentlemen – Das fragile feministische Wir“ war nun die logische Fortsetzung dieser Ausstellung. Gezeigt wurde Kunst von den 1960er-Jahren bis zur Gegenwart, die den Weg vom Feminismus über die Gender Studies bis zur Queer-Theorie reflektiert. Für diesen Beitrag habe ich allerdings nur die Kunstwerke mit textilem Kontext herausgepickt.

Hertha Heidinger (1928 Graz, 2021 Graz), Desert Storm I-IV (1990). Patchwork, Applikation, Quilting aus diversen Geweben und Fäden. Ankauf Land Steiermark Kulturabteilung, 1994
Die einzelnen Quilts nochmal ein bisschen größer.
Und auch hier nochmal eine Vergrößerung. Denn so kann man erst richtig die textile Intervention an den 3 Waffen sehen.
Mila Preslova (1966 Pilsen, lebt in Prag) Wrapped up (2002), 2 Farbfotografien
Elisabeth Gschiel (1975 Hartberg, lebt in Graz) Portraits – Ahnengalerie (2015), Fotoprints mit eingenähten Goldfäden
Hier sieht man die Goldfäden ein bisschen genauer.
Maria Hahnenkamp (1959 Eisenstadt, lebt in Wien) Ohne Titel (aus der Serie „Zwei Frauen“, 2003/16), C-Print, bestickt
Sieht nach Kettstich aus

Im Anschluss an die erste Ausstellung haben wir uns auch gleich noch eine im oberen Stockwerk lokalisierte sehr nachdenklich machende Ausstellung im Rahmen des Steirischen Herbsts angesehen. „Ein Krieg in der Ferne“, das war das Motto des gesamten Festivals steirischer herbst 2022, und auch der Titel dieser Ausstellung.

Eine sehr ausführliche Tour mit zwei der Kuratorinnen durch die Ausstellung bietet dieser vom Festival Steirischer Herbst selbst produzierte Film, allerdings muss man sich 44 Minuten dafür Zeit nehmen.

Aufgang zur zweiten Ausstellung im oberen Stock, mit Videoinstallation.
Und noch eine Museumsimpression.

Über den Gebäudekomplex mit der Neuen Galerie und dem Naturhistorischen Museum habe ich hier schon mal genauer berichtet.

Auch der Innenhof des historischen Lesliehofs, der den alten Teil des Joanneums bildet, ist sehenswert. Ich mag auch die dezente künstlerische Intervention.
Danach waren wir hungrig und sind eingekehrt. Noch ein kleiner Bummel durch die Innenstadt im Regen, dann bin ich mit der Straßenbahn wieder heimgefahren.

Von der Bim-Haltestelle heimzu dann noch 10 Minuten bunte Herbstfarben im Regen.

Gordon schaut immer so grimmig, nicht nur bei Regen.
Die Winterfarbe des Sibirischen Hartriegels wird durch die Nässe noch verstärkt.
Home Sweet Home
Und dann gehe ich doch noch mal hinaus. Hinausgelockt durch den zartfarbenen Abendhimmel in einer Regenpause.
Und kann nicht umhin, auch noch das gelbe Falllaub des Ginkgo in Bildern festzuhalten.

Nicht zum ersten Mal stelle ich fest, Regen kann durchaus fotogen sein, nicht nur trüb und grau 🙂

14 Kommentare

  1. Herrliche Bilder, interessant und schön. Die Stickereien passen wunderbar zu meiner Stoffspielerei. Zu gern hätte ich die Ausstellung gesehen!
    Im Regen zu fotografieren ist ja nicht leicht, aber dir ist das wunderbar gelungen.
    Viele Grüße Karen

    • Auf die Stoffspielerei Beiträge freue ich mich noch. Teilnahme und Lesen bisher sind zu viel Arbeit und dem Kongress des Alten Handwerks letztes Wochenende zum Opfer gefallen (und meiner Vergesslichkeit, denn mein Vorhaben hätte sich gut bei den Vorträgen umsetzen lassen. Wenn die Materialien nicht zuhause geblieben wären). Die Stickereien und auch die Ausstellung selbst waren toll, ich bin froh, den Beitrag trotz Verspätung noch gemacht zu haben. Und über die Regenfotos war ich selbst überrascht. Handyfotografie hat eine ganz eigene Qualität, stelle ich immer wieder fest 😊
      Liebe Grüße, heike

  2. So schön, dass Du die Bilder noch mit uns teilst liebe Heike.
    Die bunten Herbstbilder gefallen mir sehr gut, besonders der Stuhl mit den Gingkoblättern.
    Aber auch im Museum hängen Interessante Fotografien und Werke.
    Dir einen schönen Abend, lieben Gruß
    Nicole

    • Von den gefallenen Ginkgoblättern habe ich ja unzählige Fotos der letzten Jahre. Aber so eine Stimmung wie nach dem Regen gab es bisher nur dieses eine Mal. Von diesem Jahr hätte ich blauer Himmel und kräftig gelbe Blätter.
      Dir auch einen schönen Abend und liebe Grüße, heike

  3. Auch mit deinen Regenbildern hast du schöne herbstliche Impressionen eingefangen…ganz klasse sind die vielen Gingkoblätter.
    Dass mein Regenschirm bei dir auf einem Bild zu sehen ist, find ich ja witzig. ;-))))
    Hab einen gemütlichen Abend – lieben Gruß von Marita

    • Meine Schwägerin schenkt mir immer mal wieder etwas rot-weiß gepunktetes, so auch diesen Schirm. Den ich sehr gerne mag. Und ein bunter Schirm peppt doch jeden Regentag auf 😊 Ginkgoblätter sind auch in jeder Form wunderschön 😊
      Liebe Grüße, heike

  4. Eine sehr unterschiedliche und schöne Ausstellung. Und Dein farbenprächtiger Gang durch die Herbstblätter, ich liebe diese Farben und „höre“ fast Deine Schritte rascheln durch das Ginko Laub! Den Grimmkopf mag ich sehr!
    Liebe Grüße Dir
    Nina

    • Der Grimmkopf namens Gordon war ein Geschenk der Schwiegereltern zur Hochzeit. Mit einem Augenzwinkern übergeben, weil eigentlich so gar nicht unseres. Aber ich mag ihn sehr und erfreue mich jedesmal beim Heimkommen an seinem Anblick 😊
      Die gelben Ginkgoblätter sind jedes Jahr wieder eine Freude und jedesmal entstehen viele Fotos.
      Liebe Grüße, heike

  5. diese ausstellung hätte mir mit sicherheit wesentlich besser gefallen als die sog. banksy. tolle originale sind das! danke auch für die detailfotos, das spitze würde ich mir bei allen waffen wünschen, wenn sie damit unschädlich gemacht würden.
    die herbstbilder sind ein traum, der gingko vor rosa abendhimmel ist fantastisch. regen geht oft gut zu fotografieren, es entstehen einfach mal gänzlich andere bilder. sollte ich auch mal wieder machen!
    nochmal zu banksy: grundsätzlich mag ich außergewöhnliche spielstätten für kunst. aber dieses kaufhaus war für diese ausstellung meiner meinung nach überhaupt nicht geeignet. zu glatt, zu kleinteilig, zu fade.
    liebe grüße von mano

    • Das Umhäkeln der Waffen lässt viel Interpretationsspielraum. Zuerst dachte ich, was soll das, Waffen behübschen, aber dann fingen die Gedanken an. Mit Netz umspinnen und unschädlich machen war auch einer davon. Es war viel Interessantes zu sehen in dieser Ausstellung, ich zeige ja nur die Arbeiten mit textilem Kontext. Und gerade die Waffen schlagen eine Brücke zur zweiten Ausstellung. Schau dir den verlinkten Film an. Er ist zwar recht lang, aber man bekommt einen guten Überblick über die Ausstellung und die Intention der einzelnen Abschnitte.
      Banksy wurde auch in Graz in einem Einkaufszentrum gezeigt, lieblos und billig empfand ich das ganze Drumherum. Außergewöhnliche Ausstellungsorte mag ich gern, aber das wirkte eher wie wenn sie den billigsten angemietet hätten der zu finden war. Die Ausstellung selbst empfand ich als gute Werkschau, insofern hat es sich schon ausgezahlt sie zu sehen. So ein Telefonkabinenfoto haben wir auch, mit mir und der Patentochter 😉
      Liebe Grüße, heike

  6. ich nehme mir vor, den film noch anzuschauen und hoffe, es zu schaffen. im moment bin ich gerade sehr gesättigt von zu vielen bildern, filmen, fernsehen…
    ich glaube, ich muss trotz grauen vernieseltem wetter wieder mehr raus!
    liebe grüße!

    • Mehr raus ist immer gut 😊 Ich bin allerdings froh, wenn ich mal nicht raus und einen ganzen Tag lang nirgends hin muss.
      Liebe Grüße, heike

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