Monatsspaziergang mit Schaufensterbummel im Februar

Das Frühlingserwachen lockt uns vor die Tür. So haben wir bisher jedes Wochenende mit einem ausgedehnten Spaziergang Hilmteich und Leechwald erkundet. Aber auch in die Innenstadt zog es uns. So fand sich letzten Freitag zwischen Dienstschluss und Essen gehen zum Jahrestag noch ein bisschen Zeit für einen kleinen Schaufensterbummel mit dem Mann. Aber nicht dass ihr jetzt glaubt, ihr bekommt jetzt hübsch gestaltete Schaufenster zu sehen. Wenn, dann war das nur ein Nebeneffekt. Mein Fokus lag vor allem auf den Ladenfronten.

Als Einstieg das Prunkstück aller Grazer Ladenfronten. Die barock wirkende hölzerne Fassade in der Hofgasse stammt von 1896. Und das Foto vom 2. Januar 2023, es sei mir hoffentlich verziehen.
Kontrastprogramm Annenstraße. Der Gummi Neger war eine Institution. Bis vor kurzem bestand der Handel mit Gummiwaren aller Art bis hin zum Schaumstoff noch im Familienbetrieb. Der nun entfernte Schriftzug sorgte jedoch regelmäßig für Kontroversen wegen des Namens. Der allerdings der Familienname war und keine rassistische Bezeichnung, wie immer wieder vorgeworfen wurde.
Ein Paradebeispiel für Ladengestaltung der 1960er Jahre. Und erst seit kurzem wegen Verkleinerung der Geschäftsfläche leerstehend.
Nach Neuübernahme jetzt mehr Geschenkeshop als nur Samenhandlung, aber immerhin geht es weiter mit der Samenhandlung zum Schwarzen Rettig.
Die Nürnbergergasse, die kaum jemand kennt, wird von Vitrinen gesäumt.
Am Kapaunplatz. Kein Schaufenster, aber Ladenrückseite mit Ironie.
Schanigartenabtrennung in Winterruhe.
Designt wurde das Schaufenster in der Albrechtgasse ursprünglich für ein Schuhgeschäft.
Zum Abschluss tatsächlich ein Schaufenster mit (schrägem) Inhalt.

Kristina Schaper sammelt jeden 3. Sonntag im Monat all unsere Spaziergänge, und so wandert mein Versuch, Schönheit in Alltäglichem, in diesem Fall Ladenfronten, zu sehen nun auch zur Monatsspaziergänge Linkparty.

Bis zum nächsten Mal, es war mir wie immer eine Freude.

30 Kommentare

  1. ein äußerst spannender spaziergang! mir gefallen viele ladenfronten von alt bis neu. aber wie fast überall sind viel zu viele verwaist und machen dann einen sehr traurigen eindruck.
    ob das alles noch gut wird? es brauchte wohl pfiffige stadtplaner*innen, die kreative ideen entwickeln, um dem leerstand – und vor allem dem verfall – entgegenzuwirken. ich denke da an mietzuschüsse für neugründer*innen, kinder- und jugendtreffpunkte in leeren läden, treffpunkte für jung und alt, anwerbung von originellen ladenketten etc. ich sah mal einen bericht über eine stadt, wo ähnliches gut funktioniert hat. leider weiß ich nicht mehr, wo das war.
    liebe sonntagsgrüße
    mano

    • Im Falle der Annenstraße gibt es seit Jahren Konzepte, die bisher jedoch alle nicht wirklich funktionieren. Dabei gibt es dort sehr engagierte Anreiner. Den wesentlichen Teil der Annenstraße zeige ich hier gar nicht. Durchzugsstraßen ohne Aufenthaltscharme und abseitige Lagen tun sich allerdings ziemlich schwer, Laufkundschaft zu generieren. Eingesessene Läden mit gezieltem Angebot funktionieren noch einigermaßen in diesen sog. B-Lagen, da geht man sowieso gezielt hin. Die A-Lagen sind kaum mehr leistbar und werden immer eintöniger und austauschbarer. Kaum mehr lokale Geschäfte, hauptsächlich internationale Ketten und in letzter Zeit immer mehr ebenfalls austauschbare Gastro, sei es Burger oder Eis und Süßes. Letzter trauriger Fall: Der große Schreibwarenladen mit Papeterie (Schediwy für die Einheimischen), wo ich von Stiften über DIN A3 Klarsichthüllen bis Kalendereinlegeblätter alles gekauft habe, wurde aus Altersgründen ohne Nachfolge aufgegeben, nun ist nach einiger Zeit Leerstand ein Burgerlokal drinnen.
      LG heike

  2. Schöner Spaziergang, Heike. Ich mag die Melancholie der Annenstraße sehr. Und die Nürnbergergasse kenne ich tatsächlich auch nicht (bewusst). Die schaue ich mir bald einmal an.

    • Ich habe auch erst nach Jahren bemerkt, dass der kurze vitrinengesäumte Schlurf zwischen Franziskanerplatz und Murgasse in Verlängerung der Paradeisgasse einen eigenen Straßennamen hat und Nürnberger Gasse heißt. Übrigens mit etwa 22m die kürzeste Straße der Stadt.
      LG heike

    • Hallo Heike,
      was für ein interessanter Rundgang. Man achtet sonst gar nicht so auf die Fronten der Geschäfte, weil man an den Auslagen in den Schaufenstern interessiert ist.
      Um so mehr habe ich euren Spaziergang genossen.
      Liebe Grüße vom Niederrhein
      Tina

      • Manchmal ist das auch bei mir so, aber meistens schlägt dann doch die Affinität für alles Bauliche durch 🙂 Liebe Grüße aus Graz, heike

  3. …das war jetzt ein sehr unterhaltsamer Bummel, liebe Heike,
    durch die Straßen deiner Stadt…schade, dass so viele Läden leer stehen, das ist in vielen Orten leider so…toll, dass sich trotz allem einige der Geschäfte hakten können, gerade Schuhmacher, da wüsste ich jetzt auf Anhieb gar nicht, wo ich einen hier finden könnte, der meine Schuhe repariert, nur neue kaufen, da gibt es ein paar Läden…

    wünsche dir einen schönen Sonntag,
    liebe Grüße Birgitt

    • Der Bummel verfälscht ein bisschen, war waren nur in einigen Nebengassen unterwegs, da sieht es teilweise allerdings wirklich traurig aus. In der Herrengasse und den Parallel- und Quergassen ist es besser, aber auch dort Wandel hin zu austauschbaren Ketten. Und die leeren Läden waren die fotogensten, die nach dem Auswahlprozess übrigblieben 😉
      Danke und dir auch einen schönen Sonntag, LG heike

  4. ja, überall in den Städten ein ähnliches Bild mit Leerständen. in Deiner Stadt sind in den Nebengassen so schöne Lokale. Aber es muss natürlich Publikum dafür geben… keine Zeit, keine Möglichkeit zu parken, Internet… viele Gründe
    umso schöner, dass Du eine so besondere Zusammenstellung wunderbarer Fassaden mit Geschichten dazu bringst.
    Schönen Sonntag und liebe Grüße
    Nina

    • In den Haupteinkaufsbereichen, der sog. A-Lage ist auch der Veränderungsdruck ungleich höher. Umso mehr mag ich die Nebengassen, wo sich sehr viel mehr altes und manchmal auch skurriles erhalten hat oder zeigen darf. Obwohl ich die Herrengasse schon sehr mag und auch manch neues Ladenportal interessant ist. Ach, es gibt noch so viele Ideen, meine Stadt zu zeigen 🙂
      LG heike

  5. oh dieser spaziergang ist witzig! und interessant, keine frage. was ist ein schanigarten? hier in mainz haben wir die dachdeckerei neger, auch ein firmenname, der wirklich nur der name ist, aber er kriegt seit jahren feuer, weil sein firmenlogo rassistisch ist. durch nebenstrassen bummeln hat immer was. liebe abendgrüße, eva

    • Mit Schanigarten ist der Gastgarten eines Lokals gemeint. Die sind hier wenn auf öffentlichem Grund im Winter meistens auf die Seite zu räumen. Neger scheint ein gar nicht mal so seltener Name zu sein, die Familien sind geplagt damit und werden noch immer mehr geplagt. Deshalb ist der Schriftzug wohl so schnell verschwunden, der war nämlich eigentlich recht stimmig mit der Fassade.
      LG heike

  6. Liebe Heike,
    es ist schon toll, in einer so großen Stadt zu wohnen und bei einem Spaziergang so viele sehenswerte Fassaden zu sehen. Die Ladenfront von der Hofbäckerei ist beeindruckend und die zweite Fassade macht mich gleich nachdenklich. Was für ein Pech, Neger zu heißen (heutzutage). Und dann finde ich es auch sehr schade, das so spezialisierte Läden aufgeben müssen. Es gab einst in Sindelfingen (12 Jahre dort gewohnt) ein Eisenwarengeschäft, da hat man/Mann auch einzelne Schrauben bekommen und der Einkauf dort war immer ein kleines Erlebnis. Das Ehepaar hatte keine Kinder und altershalber aufgegeben. Mir tut es in der Seele weh, wenn ich so viele Leerstände in einer Stadt sehe. Aber das ist nun mal der Zahn der Zeit…
    Ich finde deinen „Schaufensterbummel“ sehr interessant und bin gerne mitgekommen!
    Liebe Grüße
    Ingrid

    • Wenn man darauf achtet, findet man an jeder Ecke was besonderes. Mich erschlägt es gerade fast, da ich immer viel zu viel Material habe und mit mir ringe, was ich denn nun aussortiere 😉 Um das Geschäft tut es mir auch leid, noch weiß ich nicht, wo man wie dort bisher Schaumgummi passgenau für Sitzauflagen zuschneiden lassen kann. In Graz gab es neben dem Rathaus auch bis vor etwa 15 Jahren ein Haushaltswarengeschäft mit einer Eisenwarenabteilung im Keller, da bekam man Nägel und Schrauben in allen Größen und vieles weitere einzeln. Jetzt ist dort ein Interior-Geschäft angesiedelt. Für Schrauben, etc. muss man dafür in einen der Baumärkte weit hinaus an den Stadtrand fahren und bekommt nur abgepackte Großmengen. Von wegen Schrott vermeiden 😉
      Danke für deine Begleitung und liebe Grüße, heike

  7. Wunderbarer Spaziergang! Und so schön wenn man die Ecken kennt… vom rumlaufen während der x Besuche bei euch. Ich hab Lust auf Ostern und Besuch in Graz. Nur die Sonne fehlt noch! Bussi von Elke

  8. Liebe Heike,
    was für ein schöner und interessanter Spaziergang! Ich finde es so cool, in Städten die kleinen speziellen Läden zu erkunden; in Erlangen gab es auch ein tolles Gummi-Geschäft und in Bayreuth hatten wir bis vor kurzem ein Elektronik-Geschäft, wo man auch alle Kleinteile einzeln bekommen hat (da war mein Mann immer…) So schade, dass so viele dieser Experten verschwinden.
    Aber ich freu mich an denen, die es noch gibt…
    Liebe Grüße
    Nanni

    • Es werden leider immer weniger. Umso mehr freut man sich an denen, die es noch gibt. Wir haben in Graz ein lustiges kleines Lampengeschäft, wo man auch die Glühbirnen für die Nähmaschine bekommt. Und ein tolles Geschäft für Nähzubehör. Und eines nur für Nussknacker, wie ich beim Spaziergang entdeckt habe 😉
      LG heike

  9. Liebe Heike,
    kaum zu glauben das solche Holz Fassaden noch Existieren und sich in solch perfekten Zustand befinden. In Wuppertal bin ich auch auf Holzfassaden gestoßen, aber längst übermalt und stehen kurz vor Ihr ende.
    Bei Dir auf dem ersten Bild … einfach grandiose zustand.
    Alle Achtung

    Übrigens auch der Rest von deine Bilder – nicht schlecht. Also so eine Menge von unterschiedlich und vor allem mega schönen Fassaden werde ich nicht haben … aber ich fange schon zu Sammeln, Vielleicht irgendwann entsteht auch eine kleine Galerie wo alle gefundene Motive auf ein mal Ihren platz bekommen ( Wie schon die Buntglas und viele andere schon bekommen haben)

    Liebe Grüße czoczo

    • Solche Galerien habe ich auch mal begonnen, mit historischen Türen und Toren und mit Fenstern. Irgendwo auf einer Festplatte schlummert da so einiges. Beim Spaziergang habe ich auch ein paar schöne Tore entdeckt. Es gibt also Material für viele weitere Spaziergänge.
      LG heike

  10. Hach, diese alten und oft morbiden Häuser- bzw. Ladenfronten haben was…eine schöne Idee, sie im Monatsspaziergang zu präsentieren.
    Lieben Gruß und eine feine Woche wünscht dir Marita

  11. Liebe Heike, wunderschön hast Du mal wieder Grazer Highlights eingefangen! Und in der Gesamtkollektion toll präsentiert! An den Gummi-Neger erinnere ich mich mit großem Vergnügen – das war wirklich eine Sensation für mich, als ich ganz frisch in Graz war!

    • Danke liebe Mirjam 🙂 Ja, um den Gummi Neger ist es echt schade. So wie um manch anderes inzwischen Verschwundenes. Stoffe Sewera zum Beispiel habe selbst ich nur mehr in der stark verkleinerten Variante kennengelernt, der ist vor der Jahrtausendwende dann ganz verschwunden. In den Köpfen und Geschichten aber immer noch präsent.
      LG heike

  12. Wow wie klasse sind Deine Stadtblicke liebe Heike. Eine Ladenfront ist interessanter als die andere, besonders die älteren gefallen mir ausgesprochen gut. Du hast tolle Fotos davon gemacht. Schade das immer mehr kleine Läden aufgeben müssen, so ist es bei uns auch in den Innenstädten, aber vielleicht findet ja doch noch mal ein Umdenken statt.
    Liebe Grüße
    Kirsi

    • Auf das Umdenken hoffe ich auch, von wegen Schluss mit der Verlagerung der Einkaufszonen an nur mit dem Auto gut erreichbare Ortsränder. Unsere Innenstadt mit großer Fußgängerzone steht ja noch gut da bzgl. Leerstand, das auswechselbare Ketten Problem haben wir allerdings auch. Danke fürs vorbeischauen und mitspazieren und liebe Grüße aus Graz, heike

  13. Das ist ein spannender Spaziergang, mal auf die Schaufenster und nicht die Auslagen zu achten. Leider gibt es immer mehr leere Fenster, selbst in großen Einkaufsstraßen. Aber die Vielfalt hat mir sehr gefallen. LG Gabi

    • Danke liebe Gabi. Ich achte ja meistens mehr auf das Drumherum als auf die Auslage selbst. Allerdings auch nicht immer, schön gestaltete Auslagen mag ich schon auch gerne 😉
      LG heike

  14. Liebe Heike,
    heute, am letzten Februartag mache ich mich zu einem großen virtuellen Spaziergang durch die Bloggerlandschaft! Spannend die Ladenfronten! Ein schönes Thema für einen Stadtspaziergang. Und für jeden Geschmack etwas dabei 🙂 Ich halte mich ja grundsätzlich als recht aufgeschlossen, was die Kombi von Alt und Neu angeht, aber beim Schuhladenschaufensterdesign komme ich leider nicht mit… dafür so viele schöne Schriften!
    Viele Grüße sendet Kristina

    • Mit Schuhen drin war das Schaufenster schon ok, etwas exklusiver halt, aber jetzt ist es ein wenig zu geschlossen für die Nutzung meiner Ansicht nach. Die historistischen Fronten mag ich meist auch lieber, die haben dann nur das Problem, dass die so gar nicht barrierefrei sind. Stufen, zu schmal, ein großes Thema. Alt und Neu ist auch immer eine Gratwanderung 😊
      LG heike

Schreibe einen Kommentar zu Steffen Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert